Vortrag von Sant Kirpal Singh in Charlotte, North Carolina, am 4.10.1972
Darf ich euch eine Frage stellen? Ihr habt nun so viele Fragen an mich gerichtet, könnte ich auch eine Frage an euch richten? — Würdet ihr es mir erlauben? — Gut: Wenn uns die Zeit davonläuft, was sollten wir tun, um sie zu verlängern? Legt der Zeit Fesseln an?
Wir haben zwei schöne Tage verbracht, und es bleibt nur noch ein Tag – nur ein Tag. Ihr könnt jedoch die liebevolle Erinnerung in euch behalten; das kann die Zeit ständig verlängern: Es nicht zu vergessen!
Frage: Manchmal fragen die Menschen, warum ein lebender Meister notwendig sein soll, da doch Jesus sagte: “Gesegnet sind die, die glauben, ohne zu sehen.”
Meister: Das bedeutet ganz klar, daß Menschen, die gläubig sind (als Resultat ihrer vergangener Handlungen) natürlich gesegnet sind. Habt ihr das Johannesevangelium gelesen? Dort steht: “Er ist das Licht der Welt.” Christus lebte vor Jesus. “Ich bin, der ich bin.” Er glaubte also an Gott, und seinen Glauben hatte er als Auswirkung der Vergangenheit entwickelt. Und außerdem durchdringt diese Kraft alles. Zunächst sagte er: “Ich bin das Licht der Welt, solange ich in der Welt bin.” Und dann sagte er: “Ich arbeite, solange es Tag ist, denn niemand arbeitet bei Nacht.” Und drittens sagte er: “Ich werde euch nicht verlassen, noch versäumen bis zum Ende der Welt.” Das ist (meiner Meinung nach) die Christuskraft, Gotteskraft wie es von allen bestätigt wird. Ihr solltet seinen eigenen Worten glauben.
Während meiner ersten oder zweiten Weltreise stellte jemand die Frage an mich: “Wann wird Christus wiederkommen?” Ich fragte: “Hat er euch jemals verlassen?” Christus sagte: “Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen bis an das Ende der Welt.” Wenn er uns nicht verlassen hat, wie erhebt sich dann die Frage nach seiner Wiederkehr? Es ist die Christuskraft oder die sich offenbarende Gotteskraft, die von Zeit zu Zeit durch verschiedene menschliche Pole wirkt, um das Kind, die Menschheit, zu führen. Die Kraft selbst ist immer Eine. Sie offenbart sich von Zeit zu Zeit, dem Bedarf entsprechend.
Auf eines kommt es jedoch an, wie ich heute schon sagte: Ein Lehrer ist notwendig, der uns das (die Verbindung mit der sich offenbarenden Gotteskraft) geben kann. Diese Wissenschaft ändert sich nicht, sie ist dieselbe wie eh und je. Bei allen äußeren Wissensgebieten benötigen wir auch jemanden, der mehr darüber weiß, aber ebenso benötigen wir jemanden, der uns einen Auftrieb geben kann. Das ist etwas, das erst beginnt, nachdem man sich über den physischen Körper erhoben hat.
Im Gespräch heute morgen sagte ich, “Mit welchem Namen ihr Ihn auch anruft, diese Kraft wirkt durch verschiedene menschliche Pole.” Auch andere Meister erwähnten: “Seit Anbeginn ist es so, daß dort für Nahrung gesorgt wird, wo jemand hungert und Wasser fließt, wo jemand durstig ist.” Ein Kind möchte Milch, und die Natur sorgt für Milch bei der Mutter, bevor das Kind geboren ist. Das war in der Vergangenheit so und wird auch in Zukunft so sein — die Naturgesetze ändern sich nicht. Wir möchten eines: Gott.
Gott ist die Meisterkraft, die durch verschiedene menschliche Pole wirkt, in denen sie sich offenbart. Manche von ihnen sagen, “Wir sind von Gott gesandt”, andere schweigen darüber, aber die meisten haben es gesagt. Kabir sagte es, Guru Nanak sagte es, der zehnte Guru (Guru Gobind Singh) sagte es, und auch Christus sagte es. Uns geht es also darum, ob uns so geholfen wird oder nicht.
Wo die Philosophie der Welt endet, dort beginnt die Religion. Dieser Glaube erhebt sich nur in wenigen. Hier wirkt eine höhere Kraft, und sie haben Glauben. Das sind die Rückwirkungen aus der Vergangenheit — nicht von jetzt. Wie ich selber sehen und aus den Schriften verstehen konnte, ist das Wort oder Shabd der eigentliche Meister. Das Wort wurde Fleisch, (es brachte sich zum Ausdruck) entsprechend den Erfordernissen der Zeit, zu hundert Prozent, oder siebzig Prozent oder fünfzig Prozent. Sie (die Meister) wirkten entsprechend den Erfordernissen ihrer Zeit, aber die (Gottes-) Kraft ist immer dieselbe. Guru Nanak wurde gefragt: “Wer ist dein Meister?” Er antwortete: “Shabd ist mein Meister.” Und Shabd wird die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft genannt, oder auch das fleischgewordene Wort; das findet ihr auch in der Bibel.
Wer kann euch damit in Verbindung bringen? Dort, wo Seine Gnade wirkt (ist es möglich, damit in Verbindung zu kommen), das ist alles.
Unser Meister sagte oft: “Betrachtet mich einfach als älteren Bruder oder als Vater, und haltet euch an meine Anweisungen. Geht ihr nach innen und findet dort mehr, dann nennt mich, wie ihr wollt.” Es ist dann eine Sache der Dankbarkeit. Wenn ihr etwas Seltenes und Langersehntes mit einem Mal erhalten könnt, dann ist es ganz natürlich, aus Dankbarkeit zu sagen: “Du bist noch größer (als erwartet). Du bist Gott.” Aber Er kann nicht Gott sein; Gott ist Gott. Ihr seid ebenso Gott im Miniaturmaßstab; aber dort, wo die höchste Ausstrahlung in die Mission gesandt wird, dort sind Seine Lehren wirksam. Ein Beispiel: Wenn wir jetzt hier so sitzen und (verzeiht mir den Ausdruck) Gauner, Diebe kommen und sie fangen an euch zu verprügeln — was werdet ihr tun? Ihr werdet sie daran hindern. Kommt jedoch jemand, der eine Vollmacht hat und sagt: “Ich bin Polizeibeamter. Bitte — erklären Sie, was vorgefallen ist!” Das ist dann jemand, der in höherem Auftrag handelt. Was geschieht? Seine Worte haben eine tiefe Wirkung.
Darf ich es noch etwas weiter ausführen? Die geschichtlichen Ereignisse sind erst später aufgeschrieben worden, manchmal sind sie richtig, manchmal nicht. Ich habe einmal irgendwo gelesen, daß jemand (Robert Walpole) sagte: “Lies mir bitte nichts aus der Geschichte vor, denn ich weiß, daß sie gefälscht ist.”
Wurde etwas von jemandem niedergeschrieben, der es selbst erlebt hat, zweifelt man es nicht an. Er (Christus) sagte: “Diese Kraft verlässt uns niemals.” Wenn eine Glühbirne ausgebrannt ist, wird sie gegen eine neue ausgetauscht. Die Elektrizität bleibt dieselbe — es gibt nur unterschiedliche Verwendungsformen. Einmal kann Elektrizität Hitze, ein anderes Mal Kälte erzeugen — die Elektrizität an sich bleibt dieselbe.
Einige Menschen kamen in die Welt mit einer bestimmten Aufgabe, einer Mission. Die Aufgabe der Avatare ist es, die Schlechten zu bestrafen, die Rechtschaffenen zu unterstützen, und die Welt in Gang zu halten. Es ist auch ein Teil der Arbeit Gottes, die Er durch einige von ihnen (den Avataren) ausführen lässt. Es kommen aber auch Heilige oder Meister, deren Aufgabe etwas anders ist, obgleich dieselbe Kraft wirkt. Ihre Aufgabe ist es, die Menschen mit Gott in direkte Verbindung zu bringen und sie zu bewussten Mitarbeitern am göttlichen Plan werden zu lassen. Laßt die Welt entvölkert werden; je mehr (zurück nach Hause) gehen, um so kleiner wird die Bevölkerung werden — nicht wahr? Auch hier wirkt dieselbe Kraft.
Nehmt ein anderes Beispiel: In einem Gefängnis lebten die Gefangenen unter schwierigen Bedingungen. Aus Mitleid heraus besuchte jemand das Gefängnis. Er stiftete einen bestimmten Betrag mit der Bitte, daß die Gefangenen in Zukunft besseres Essen erhalten sollten. Dann ging er wieder, er hatte ihnen einen Dienst erwiesen. Dann kam ein anderer Mann. Die Kleidung der Gefangenen war in schlechtem Zustand. Auch er stiftete Geld, und die Gefangenen erhielten bessere Kleidung. Ähnlich besuchte ein dritter das Gefängnis und sah, daß die Gefangenen in stickigen Zellen lebten. Auch er stiftete einen bestimmten Betrag, und die Gefangenen erhielten bessere Gebäude. Das Anliegen von allen dreien war es, gute Lebensbedingungen für sie zu schaffen, ihnen gute Kleidung und gutes Essen zukommen zu lassen. Dann besuchte ein anderer Mann das Gefängnis, er hatte die Schlüssel zu den Gefängnistüren bei sich. Er öffnete die Türen und ließ alle gehen — wer immer gehen wollte. Alle taten etwas Gutes und hatten Sympathie für die Gefangenen, aber was denkt ihr über den vierten? Die Meister kommen so wie der vierte. Sie sagen allen, sie sollen das Gefängnis des menschlichen Körpers, der Welt verlassen. Sie öffnen die Tore und lassen jeden gehen. Wenn jemand nicht gehen möchte, ist das etwas anderes, aber zumindest bieten Sie diese Möglichkeit an.
Guru Ram Das sagte: “Kommt ein Meister, dann ruft er mit erhobenen Händen: ‘Kommt — wer hier herauskommen möchte und nach Hause will, soll kommen!’” Es ist die goldene Gelegenheit: Er kommt, um uns mit nach Hause zu nehmen. Wer sendet Sie (die Meister)? Gott. Und für wen? Für diejenigen, die genug haben von der Welt, die sich wirklich nach Gott sehnen. Er trifft für jeden Vorbereitungen. Er schickt jemanden, um ihnen zu sagen, daß sie bitte zurückkommen sollen. “Ihr seid so lange im Exil gewesen, warum kommt ihr nicht zurück und seid glücklich zu Hause?” Es ist also wahr. Es ist natürlich dieselbe Kraft, die jedoch zu verschiedenen Zeiten wirkt, um entsprechend der jeweiligen Zeit verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Wer ist also glücklich zu nennen? Jene, die nach Hause zurückkehren wollen — nicht wahr? Die Türen sind geöffnet!
Aber auch dann ist es sehr schwierig, obwohl die Türen geöffnet sind, denn wir wollen nicht gehen. Von Udho (Uddhava), einem Schüler Lord Krishnas, wird berichtet, daß er zu Krishna sagte: “Wenn du willst, daß alle aus diesem Elend herauskommen, warum bewirkst du nicht, daß sie gehen?” Er antwortete: “Ich möchte es, aber sie wollen nicht gehen.” … “Wie kann das sein?”
Sie betraten ein Haus, in dem ein alter Mann lebte. Krishna fragte ihn: “Möchtest du zurückgehen in den Himmel?” … “Wie kann ich gehen — ich muss mich darum kümmern, daß mein Enkel verheiratet wird. Ich muss mich noch um dieses und jenes kümmern, und du verlangst von mir, daß ich nach oben gehen soll. Was sagst du da, geh weg!”
Es heißt, daß dieser Mann starb und als Papagei geboren wurde. Wieder gingen sie (Udho und Krishna) zu ihm: “Wie würde es dir gefallen, zurück nach Hause, in den Himmel zu gehen?” … “Nein, alle schlafen heute nacht, und ich passe auf sie auf, wie könnte ich gehen?”
Dann, so heißt es, starb der Papagei und wurde als kleines Insekt im Schmutz geboren. Sie gingen zu ihm und fragten: “Insekt, möchtest du in den Himmel kommen?” Es antwortete: “Warum, bin ich denn der einzige, den du finden kannst, um ihn nach Hause zu bringen? Warum kannst du nicht einen anderen finden?”
Ist irgend jemand bereit (zu gehen)? Sagt mir, ehrlich? Nur sehr wenige, vielleicht ein oder zwei. Gott ist es, der jenen antwortet, die nach Hause zurückkehren wollen.
Ein Gebet sollte aber ganz aufrichtig und wahr sein. Wir sagen zwar (daß wir gehen wollen), aber wir wollen nicht wirklich gehen. Selbst in sehr schwierigen Umständen möchte niemand gehen, auch wenn wir sagen: “Ich bete darum.”
Es gibt eine Geschichte: Die Enkelin einer alten Frau war sehr krank. Die Großmutter betete immer: “Gott, nimm mich an ihrer Stelle. Laß sie leben, sie ist noch so jung.” Dann geschah es eines Tages, daß eine Kuh in das Haus gelangte. Dort war ein großer Kessel, in dem etwas kochte und der auf der Unterseite ganz schwarz war. Die Kuh steckte ihren Kopf hinein und blieb mit den Hörnern darin hängen. Sie konnte sich nicht mehr daraus befreien und lief um das Haus herum. Von vorne sah man nur das Schwarze, und so dachte die alte Frau, der Todesengel sei gekommen, und rief: “Meine Enkelin ist dort!”
Wen gibt es, der gehen möchte?
Es sind sehr wenige; und es ist sehr selten.
Wenn ihr es wirklich möchtet — ihr werdet es erhalten!
Zur Zeit unseres Meisters waren einmal sehr viele Menschen zusammengekommen, eine große Menschenmenge, und der Meister sagte: “Wenn jemand sein Gemüt hingeben kann, kann er sofort in die höchste Ebene gelangen.” Ein Mann stand auf und sagte: “Ich möchte gehen.” — “Kannst du dein Gemüt hingeben?” … “Ja, ich werde es hingeben.” — “Dann mach es dir zuerst zu eigen, so daß es dir gehorcht, nur dann kannst du es hingeben.” Wir sagen etwas, sind aber nicht wahr zu uns selbst, nicht ehrlich. Wenn ihr etwas aufrichtig wollt, dann werdet ihr es erhalten. Ganz gewiss werdet ihr es erhalten. Welches Gebet ist wahr? Wenn das, was von eurem Herzen kommt, auch eure Lippen sprechen und derselbe Gedanke im Kopf ist. Nur ein solches Gebet ist wahr.
Der Herr wohnt nicht in den Himmeln. Swami Ram Tiraz sagte, “Wenn Er in den Himmeln, in den Lüften wohnen würde, würde Ihm kalt werden. Er ist in euch und kontrolliert euch in eurem Körper.” Er hört (das Gebet). Betet und wartet. Das Gebet sollte wahr sein. Entschuldigt, aber wir täuschen in vielen Fällen unser eigenes Selbst. In den meisten Fällen, würde ich sagen. Das ist der Grund, warum ich euch immer bitte, wahr zu eurem Selbst, zu eurem wahr zu eurem eigenen Selbst. Gott ist in euch, die Gotteskraft ist in euch. Wenn ihr wahr, aufrichtig werdet, dann erhaltet ihr alles, was ihr benötigt.
Ich werde euch das Beispiel der alten Frau im Ashram erzählen. Ich bitte jeden, das Tagebuch zu führen. (Als ich Schüler war, habe ich auch ein Tagebuch geführt.) Ich sage, daß niemand in den Ashram ohne das Tagebuch kommen soll, sie sollen es mitbringen. Wißt ihr, was ich dann wollte? Daß sie meditieren sollten, nur eine Stunde. Erst dann sollten sie mir gegenübertreten, erst dann möchte ich ihren Darshan (Anblick) haben.
Eine alte Frau konnte weder lesen noch schreiben, aber sie benutzte auch ein Tagebuchblatt. Was tat sie? Sie legte Blumen darauf. Jemand fragte sie danach: “Führst du Tagebuch?” — “Ja.” … “Wie sind deine Meditationen?” — “Ich sehe immer Meister in mir.” Ihr seht, das bedeutet, das Tagebuch mit Vertrauen zu führen — sie sieht mich. Die meisten von uns geben in ihrem Tagebuch ein falsches Bild (von sich). Wenn manche mir ihr Tagebuch bringen, sage ich einfach zu ihnen: “Lieber Freund, wenn dieses Tagebuch wahr ist, müsstest du in die dritte Ebene gehen. Aber du sagst, daß du kein Licht sehen kannst.” (Gelächter) Lacht nicht — nehmt es ernst, was ich euch sage! Lächelt nicht über diese Dinge. Wenn man wahr zu sich selbst ist — so ist meine Erfahrung — kann man Dinge voraussehen. Abgesehen von der Frage nach Gott, wenn das Wasser glatt ist und keine Wasserpflanzen darauf schwimmen, kann man dann nicht sein Gesicht darin sehen?
Das einzige, was ich euch sagen kann, ist: Diejenigen, die Gott begegnen wollen, müssen Ihm begegnen — es ist ihr Recht. — Sie sollten Ihm begegnen und sie werden Ihm mit Sicherheit begegnen — sie müssen es. Das ist Gottes Gesetz. Was ihr wollt, erhaltet ihr, wenn es ein aufrichtiger Wunsch in euch ist. Ich sage, wenn es euch ernst damit ist, denn wir sind nicht wahr zu uns selbst.
In der Welt, in der Schule, dauert es ein Jahr, um von einer Klasse in die nächste zu gelangen. Eine bestimmte Zeit lernt man in der Schule und eine bestimmte Zeit verbringt man mit Hausaufgaben. Nun, in einem Jahr — ein Jahr bedeutet 365 Tage — wenn wir täglich Zeit einsetzen, sagen wir zumindest 4 Stunden in der Schule und ein oder zwei Stunden zu Hause, also sechs Stunden am Tag, wieviel Stunden ergibt das im Jahr? Etwa 1400 oder 1500 Stunden. Wieviel Zeit (für Meditation) setzt ihr ein? Laßt mich wie ein Geschäftsmann sein: Einige setzen 10 Minuten, andere 5 Minuten oder eine Stunde ein. Einige sind nicht regelmäßig, an manchen Tagen setzen sie Zeit ein, an anderen nicht. Der Zeitfaktor ist also von Bedeutung — versteht ihr? Kein Schüler kann in die Abschlussklasse kommen, wenn nicht das Öl seiner Lampe noch um Mitternacht brennt. Er muss dafür arbeiten. Ein Ringer kann nur dann zum Ringer werden, wenn er Zeit einsetzt. Kein Heiliger konnte ein Heiliger werden (ohne Bemühen, ohne Zeit einzusetzen).
Jeder Heilige hat seine Vergangenheit
und jeder Sünder seine Zukunft.
Als ich 1912 in Lahore war, liebte ich die Flüsse, die Ufer. Nachts ging ich immer an das Flussufer. Im Winter ist es nachts sehr kalt. Ein Vater wollte, daß sein Sohn Ringer würde. Nachts schickte er ihn ohne einen Mantel nach draußen in die Kälte. Die ganze Nacht hindurch machte der Sohn Übungen. Eine Zeit kam, wenn er der Ringer in Indien wurde, der alle anderen Ringer besiegte. Ein starker Mensch genießt seine Stärke und ein schwacher fragt sich, wie er dazu kam. Wie wird jemand ein Professor? Ist das an einem Tag möglich? Oder auf irgendeinem anderen Gebiet? Seht ihr — ihr müsst dafür arbeiten. Seid wahr. Wenn ihr wahr zu euch selbst seid, auch wenn ihr nicht genügend Zeit einsetzen könnt — Gott ist in euch, Seine Gnade wirkt.
In meinem heutigen Gespräch habe ich auf etwas Bezug genommen, das euch vielleicht aufgefallen ist. Diejenigen, die initiiert wurden, unterstehen nicht dem Urteil des Herrn der Gerechtigkeit, sondern dem Meister selbst. Ein Vater wird seinen Sohn, wenn er etwas Falsches gemacht hat, nicht der Polizei übergeben, sondern wird ihm selber eine Ohrfeige geben. Diejenigen, die gegenüber dem Meister aufrichtig sind, werden niemals in die Hölle gehen. Wenn Er euch (nochmals) in die Welt schicken möchte, dann bringt Er euch in eine gute, entwickelte Familie, in der ihr weiter vorankommen könnt. Ich sagte bereits, daß alle Meister in den Schriften Hinweise darauf gaben. Christus sagte, daß er die Macht erhielt, Gericht über sie zu sprechen. Es ist also ein großer Segen, durch Gottes Gnade auf den Weg gestellt zu sein.
Ihr solltet dafür arbeiten! Als ich zu meinem Meister ging, war ich ein Familienvater mit zwei Kindern und berufstätig. Ich fragte ihn: “Wieviel Zeit soll ich einsetzen?” Mein Meister antwortete: “Fünf bis sechs Stunden am Tag mindestens; je mehr dir möglich ist, umso besser.”
Gott wird euch für eine Arbeit auswählen, für die ihr als fähig erachtet werdet. Er ist es, der jemanden arbeiten lässt. Es ist nicht das Verdienst dessen, den Er die Arbeit tun lässt, es ist allein Sein Verdienst. Aber er sollte dazu auserwählt sein. Es ist alles das Verdienst Gottes, des Meisters oder Gott-im-Meister. Der Mensch ist in der Entwicklung, er hat nicht erst jetzt damit begonnen. Einige kommen mit gutem Hintergrund, andere haben wenig (Hintergrund) und andere beginnen hier. Menschen, die einen gewissen Hintergrund mitbringen, beginnen Licht zu sehen und hören den Ton. Mir begegneten Menschen, die deshalb zum Arzt gingen und sich behandeln lassen wollten, weil (sie dachten), daß etwas mit den Augen oder den Ohren nicht in Ordnung sei. Selbst jene, die etwas hörten, wissen nicht, (was das bedeutet). Oft kommt jemand mit einem solchen Hintergrund und vertrödelt die Zeit und setzt immer weniger Zeit ein; wenn dann ein anderer, der erst neu beginnt, ernsthafter ist und mehr Zeit einsetzt und die Selbstprüfung genau nimmt, wird er den ersten ganz gewiss überholen. Ihr alle seid glücklich zu schätzen, denn ihr wurdet auf den Weg gestellt; es gibt Millionen anderer Menschen, die auf der Suche sind. Diese Dinge sprechen euch an, deshalb wurdet ihr auf den Weg gestellt. Seid ihr auf den Weg gestellt, dann bedeutet es, daß es euer gutes Schicksal ist: Gott hat euch dazu auserwählt. Ich sage euch das alles vom Standpunkt der Vernunft aus, ohne Zwang.
Ihr könnt es besser beurteilen. Seid aufrichtig, verschont euch nicht. Trefft euer Urteil und ihr werdet sehen. Was tun wir, wozu sind wir hier? Um zu sehen, daß es unser Geburtsrecht ist, im menschlichen Körper Gott zu erkennen, würde ich sagen — unser Geburtsrecht! Habt ihr den besten Gebrauch davon gemacht? Ihr erhieltet die Gelegenheit und kümmert euch nicht darum, wie ihr die Zeit am besten nutzen könnt. Das heißt, daß wir unsere Abwesenheit von Zuhause nur verlängern. Ich denke, das wurde euch nun auf sehr einfache Art dargelegt — von Herz zu Herz. Ihr müsst dafür arbeiten!
Während meiner Dienstzeit hatte ich einmal eine Abteilung zu leiten. Daneben gab es noch weitere Abteilungsleiter. In meiner Abteilung verlief alles still und ruhig, ohne Störungen, und es wurde das Doppelte an Arbeit im Vergleich zu anderen Abteilungen erledigt. Eines Tages kam ein anderer Abteilungsleiter zu mir und fragte: “Wie kommt das? Ihr seid ruhig und gelassen und die anderen Mitarbeiter gleichfalls, sie streiten niemals und arbeiten immer.” (Daneben gaben mir die Vorgesetzten alle Berufsanfänger, die hinzukamen, ohne daß ich mich beklagte). Ich antwortete ihm: “Habt Euch unter Kontrolle. Ich habe Selbstdisziplin, versteht Ihr.” Dann sagte ich (damals war ich noch nicht initiiert): “Es ist etwas in Euch — wenn Ihr Eure Aufmerksamkeit von außen zurückzieht … Setzt Euch eine Weile alleine hin, Ihr werdet Euch langsam entwickeln.” Er ging und begann damit, sich zu Hause hinzusetzen. Dort lief auch eine Wasserpumpe. Nach 15 Tagen kam er zu mir: “Ihr habt mir diesen Rat gegeben, daß ich mich hinsetzen sollte, aber der Lärm der Wasserpumpe hat mich nicht zur Ruhe kommen lassen.” Ich sagte: “Gut, überlasst Euch ganz Euch selbst, schenkt dem, was draußen vor sich geht, keine Aufmerksamkeit.” Er war ernsthaft und kam nach weiteren 15 Tagen wieder: “Wenn ich mich hinsetze, höre ich anfangs noch den Lärm, aber dann richtet sich (die Aufmerksamkeit) nach oben und ich höre ihn nicht mehr.” — “Gut, macht so weiter.” Nach etwa einem Monat kam er wieder und sagte: “Wenn ich mich jetzt hinsetze, höre ich keinen Lärm mehr.”
Es geht also nur darum, unsere Aufmerksamkeit völlig von außen zurückzuziehen. Ihr seid Aufmerksamkeit, versteht das. Ihr werdet euch dann frisch und bereichert fühlen. Euer Körper wird es vielleicht nicht zulassen, aber dennoch werdet ihr frisch sein. Es ist das Brot und Wasser des Lebens, und das könnt ihr nur im menschlichen Körper erhalten. Tiere können das nicht. Ihr sitzt jetzt alle hier; können Tiere kommen und sich hinsetzen (und zuhören)? Nein?
So möchte ich euch raten, ein Tagebuch zu führen. Eine Zeitlang — fünf Monate lang — lebte ich im Urwald. Dort dachte ich damals, am Anfang, darüber nach, wie man Menschen bewegen könnte, nach dem zu leben, was ich ihnen sage. Dann überlegte ich, was hast du selbst getan? In meiner ganzen Schul- und Studienzeit führte ich ein Tagebuch. Ich habe heute schon von einer Begebenheit erzählt: Ich konnte Ereignisse voraussehen, ich konnte sehen, was jenseits einer Wand geschah. Wenn alles still und ruhig in euch ist — kein Wellengekräusel, kein Schmutz — könnt ihr euer Gesicht sich darin spiegeln sehen, sobald das Gemüt zur Ruhe gekommen ist. Ihr könnt dann die Dinge voraussehen.
Diejenigen, die kein Tagebuch führen, können nicht vorankommen.
Das Tagebuch soll zwei Dingen dienen: Als erstes, zur Selbstprüfung. Verschont euch nicht, kritisiert euch selbst, wie ihr andere kritisiert. Seid nicht bedrückt, wenn ihr Tausende von Fehlern habt, jetzt kennt ihr einige von ihnen, und (der andere Zweck ist) dann — beseitigt sie! Nur zu sagen: “Ich bin ein Sünder, ich bin ein Sünder”, wird nicht helfen. Beseitigt sie und ihr werdet wie Guru Amar Das sagen: “Wir waren auch einmal wie ihr. Durch die Gnade Gottes sind wir es nicht mehr. Wir haben das hinter uns.”
Ich gebe euch also zu bedenken: Als Mensch ist es euer Erbe, euer Recht, Gott zu erkennen. Wenn ihr es nicht nutzt, ist es ein Unglück. Selbst wenn Gott jemandem die Gelegenheit gewährt, auf den Weg gestellt zu werden, und er nutzt es trotz all dem nicht, dann ist es ein großes Unglück.
Das Aufschieben ist der Dieb der Zeit. Wir halten es immer so: “Ich werde dann damit beginnen, wenn diese oder jene Arbeit beendet ist. Ich werde es tun, wenn ich im Ruhestand bin. Ich werde es tun, wenn ich vorher diese Sache erledigt habe.” Wer weiß, ob ihr bis dahin lebt? Die Meister sagen deshalb, wer sich in der Jugend nicht darum kümmert, solange Verstand, Gedächtnis und Körper fit sind, wie will man es im Alter tun, wenn die Haare weiß sind?
Der springende Punkt ist der: Wenn ihr kein normales, reines Leben gelebt habt, sondern das Leben missbraucht habt, wer kann dann sicher sein, daß es euch möglich sein wird, Ihn im hohen Alter zu sehen? Ihr hört nicht mehr so gut, eure Sehkraft wird schwächer, und ihr könnt nicht mehr gehen. Könnt ihr es dann tun? Ich denke, ihr könnt es, solange ihr jung und körperlich fit seid. Dann könnt ihr euch anstrengen und Zeit einsetzen. Dankt Gott, daß dies kein Weg der Härten und Bußübungen ist. Es ist ein sehr einfacher, natürlicher Weg — von 24 Stunden setzt nur einen Teil dafür ein. Führt also eure Tagebücher und tragt ein, wieviel Zeit ihr eingesetzt habt. Kritisiert euch selbst und schont euch nicht, beseitigt alle Unvollkommenheiten.
1912 begegnete ich einem Professor. Er war Mohammedaner und ein spiritueller Mensch. Er hatte ein Schild mit der Aufschrift ‘KEIN ZUTRITT’ an seinem Haus angebracht. Aber ich hatte freien Zugang und so ging ich gewöhnlich zu ihm, wenn er betete. Im Islam findet ihr, daß fünfmal am Tag gebetet wird. Ich beobachtete ihn und fragte ihn eines Tages: “Lieber Freund, eure Schriften schreiben fünfmal am Tag Gebete vor, Ihr aber macht stundenlang weiter.” Er antwortete: “Fünfmal ist uns vom Propheten vorgeschrieben worden, also um Ihm zu gehorchen — die Zeit, die ich darüber hinaus einsetze, ist, um Sein Wohlgefallen zu erhalten.” Wir haben Mitleid mit uns selber, und das erfreut den Einen, die Gotteskraft über uns.
Ich sage euch nichts Neues, ihr kennt das alles bereits. In Kirchen und einigen Schulen knien sie und beten: “Oh Gott!” Es geht aber um das, was direkt aus dem Herzen kommt, aufrichtig und wahr. Denkt nicht, Gott sei taub! Er ist überall, Er ist allwissend. Das einzige, was erforderlich ist, ist, daß wir wahr zu uns selbst sein müssen, würde ich sagen. Aber dadurch, daß wir kein Ziel im Leben haben, treiben wir haltlos umher. Manchmal möchten wir eine Sache und verfolgen sie. Ein andermal möchten wir wieder etwas anderes, und so ändern wir unseren Kurs. Wir graben Löcher, manche vier Meter tief, manche fünf Meter oder sieben Meter tief, aber nirgendwo stoßen wir auf Wasser.
So solltet ihr euer Ziel im Leben entscheiden, was ihr gerne werden möchtet, was ihr wollt. Es mag ein, zwei, drei, vier oder fünf Tage dauern, kümmert euch nicht darum, diese Zeit ist gut genützt. Habt ihr euch einmal endgültig für etwas entschieden, dann bleibt dabei! Jeder Schritt, den ihr tut, bringt euch dann dem Ziel näher.
Von mir kann ich nur sagen, daß ich 1912 zehn oder elf Tage brauchte, um zu entscheiden. Nachts ging ich immer nach draußen, wenn niemand dort war. Ich wog jedes Für und Wider ab, um zu entscheiden, was mein Ziel sein sollte. Ich hatte auch Ehrgeiz im Leben und durch Gottes Gnade etwas Hintergrund.
So entschied ich ein für allemal:
Gott zuerst und dann die Welt.
Alle Schriften bestätigen das: Entscheidet so und alle anderen Dinge werden euch dazugegeben. Ich hatte eine gute Stellung im Büro, der höchste Vorgesetzte hatte mehr Vertrauen in mich als in den Rechnungsprüfer. Mir geht es darum: Entscheidet, was ihr möchtet. Wollt ihr nicht nach Hause gehen? Wer “nein” sagt, Hände hoch! Niemand? Jeder möchte gehen — aber niemand will etwas dafür tun! Gott wartet auf euch, aber niemand ist bereit zu gehen, so wie das Insekt im Schmutz (sagte): “Kannst du niemand anderen finden, um ihn nach Hause zu bringen?”
Im menschlichen Körper könnt ihr das erhalten. Das ist der Grund, warum ich sage: Habt ein Ziel vor euch und arbeitet dafür. Macht einen Schritt. Sobald das Kind zu gehen beginnt und sich aufrichtet, streckt die Mutter die Hand aus, um ihm zu helfen. Nun macht es den ersten kleinen Schritt, und wenn es hinzufallen droht, wird es von der Mutter gestützt. Ähnlich wird jede Hilfe kommen, wenn wir zu Gott zurückkehren möchten. Er ist mehr als Hunderte von Müttern — voller Sympathie und Liebe — mehr als Tausende von Müttern. Denkt niemals, daß ihr ganz allein seid. Jemand ist für euch da. Wir alle sind Seine Kinder, wie könnte Er uns vergessen? Mögen es auch Hunderte von Kindern sein. Selbst wenn ihr sieben Kinder hättet, würdet ihr eines vergessen oder zurücklassen? Nein, ihr würdet sie zählen, “Eins, zwei, drei, …” jetzt sind alle da.
Ihr seid begünstigt, daß ihr auf den Weg gestellt worden seid. Jetzt liegt es einfach an euch, dafür zu arbeiten, zu gehorchen und entsprechend den Anweisungen zu leben. Das ist in eurem eigenen Interesse. Ihr seid gesegnet, und ohne viele Anstrengungen erhaltet ihr Freude. Habe ich etwas gesagt, was euch nicht einleuchtet? Oder ist es nicht ganz vernünftig? Ich denke doch, daß es bei jedem von euch Anklang findet. Gibt es jemanden, dem diese Worte nicht einleuchten? Bitte die Hände hoch! Niemand? Dann müsst ihr es tun, lebt danach!
Ich sage nichts Neues. Es ist das gleiche, das ihr bereits kennt. Ich bitte euch nur, Disziplin zu halten. Es ist höchste Zeit, und so sollten wir diese Aufgabe nicht auf später verschieben. Kabir sagt, daß man niemals etwas auf morgen verschieben darf, was man heute tun kann. Er sagt: “Wie können wir wissen, was in einer Stunde geschehen wird?” Warum verschiebt ihr es auf morgen? Die Gewohnheit, etwas aufzuschieben, ist falsch, ihr werdet es zu bereuen haben. Wenn ihr den Körper verlasst, werdet ihr weinend gehen: “Oh Gott, ich habe nichts (für die Seele) getan!” Warum sollte man nicht fröhlich und mit einem Lächeln gehen — “Ich gehe jetzt nach Hause.” Was bleibt, ist, daß wir uns entscheiden sollten, ein Ziel vor uns haben und entsprechend danach leben sollten. Die Hilfe wird ungefragt kommen. Gott hat sie (immer) gewährt, alle Meister haben sie gegeben; sie wird kommen, ohne daß man darum zu bitten braucht. Die Mutter weiß, was ihr Kind will und braucht. Wir sind Seine Kinder.
Die Frage die ich gestellt habe war: “Gibt es etwas, was die Zeit verlängern könnte? Die Zeit ist kurz.” Ich möchte immer physisch mit euch zusammensein, aber das ist unmöglich. Durch Ausstrahlung könnt ihr diesen Segen erhalten und dadurch, daß ihr Empfänglichkeit entwickelt. Ich gab ein Rundschreiben heraus, das wahrscheinlich die meisten von euch haben müssten. Es hat den Titel “Wie man Empfänglichkeit entwickelt”. (Siehe englische Version: “How To Develop Receptivity.” ) Wenn jemand empfänglich geworden ist, dann kann man ihm oder dem Meister dieselbe Frage stellen, sie werden mit den gleichen Worten antworten. Es ist wie bei Wasser: Auf der Oberfläche setzen sich die Wellen immer weiter fort. Wenn das Instrument frei von Schmutz ist, steht nichts mehr zwischen euch und Ihm. Es liegt allein bei euch. Ich frage euch also: “Stimmt ihr dem zu? Habt ihr festen Willen, jetzt gleich damit zu beginnen?” Wie viele sind hier? Hebt die Hand! Ich bin sehr glücklich, wenn wir so viele mit einem festen Entschluss haben. Beginnt jetzt damit — nicht nur versuchen, denkt daran! Ihr sagt, ihr würdet es versuchen. Etwas nur zu versuchen bedeutet Halbherzigkeit, ihr könnt dann nicht vorwärts kommen, in welcher Angelegenheit auch immer. Beginnt heute noch, und dann denke ich, daß viele zu Botschaftern werden können. Ich bin ein Mensch wie ihr. Ich erzähle nicht nur irgend etwas. Was ich an kleinen, kleinen Dingen aus den Lebensgeschichten großer Persönlichkeiten lernen konnte, wiederhole ich hier für euch. Ich habe danach gelebt und machte wunderbare Fortschritte auf dem Weg.
Im Leben jeder großen Persönlichkeit findet sich etwas Besonderes, etwas Schönes. Ich las sehr gerne, ich war ein sehr begieriger Leser von Büchern mit esoterischen Themen und Biographien. Ich sage euch nichts Neues, jeder wird so denken. Das einzige ist, wir leben nicht entsprechend! Wir brauchen ein Vorbild, nach dem wir uns richten können. So wie die alte Frau, die das Tagebuch führte — sie legte nur Blumen und Weihrauch darauf und sieht jetzt, wie Meister sie im Innern überall begleitet. Liebevolle Erinnerung an den Meister bedeutet: ständig (in Erinnerung zu sein). (Bei jedem Fehler) bekennt ihr: “Oh Gott, ich werde es nicht mehr tun.” In den Kirchen beichtet man einmal im Monat oder vielleicht alle zwei Wochen. Jetzt sollt ihr jedesmal beichten, wenn ihr einen Fehler begeht. Denkt also an Gott: “Oh Gott, ich werde es nicht wieder tun.” Beginnt noch heute, und in etwa einem Monat werdet ihr einen großen Fortschritt gemacht haben.
Ich wiederhole nur, was ihr bereits wißt, und meine Worte kommen von meinem Herzen, nicht vom Kopf. Sie tragen die Schwingung meines Herzens in sich — meiner Liebe. Ich wünsche euch wirklichen Fortschritt, daß ihr den besten Gebrauch vom menschlichen Körper macht. Diese Kraft bleibt immer in euch, die Gotteskraft ist bei euch. Einmal antwortete ich einem Bischof aus London, der mir geschrieben hatte: “Manchmal lese ich: ‘Die Meisterkraft wird dir alle Hilfe und allen Schutz geben’ und manchmal wieder: ‘Meine besten Wünsche sind mit euch.’ Was meint Ihr damit?” Nun, diese Gotteskraft, Christuskraft ist bei euch. Sobald jemand initiiert wird, sitzt von diesem Zeitpunkt an diese Kraft in ihm und beobachtet jede Handlung.
Baba Jaimal Singh, der große Meister, der Meister unseres Meisters, sagte, wenn er jemanden initiierte, zu ihm: “Jetzt wohne ich in dir, ich bin in dir. Denke immer an mich — ich beobachte jede deiner Taten. Denke nicht, ich sei nicht da, ich wohne jetzt in dir.” Immer wenn derjenige dann wieder kam, fragte Er ihn: “Gut, was hast du mitgebracht?” Damit war nicht Geld gemeint, sondern: Was hast du aus den zehn Talenten gemacht — sind es jetzt zwanzig oder ist alles vergeudet?
Unser Meister machte es genauso: Wir gingen zu Ihm und Er fragte: “Wie kommt ihr voran? Habt ihr etwas für mich getan?” Wir antworteten dann oft: “Mein Sohn war krank, er ist jetzt wieder gesund” oder: “Meine Frau war dem Tode nahe, aber sie wurde gerettet”, und so fort. Er sagte dann immer: “Habt ihr etwas für mich getan?” Seht ihr, das ist Sein Werk. Er tut Seine Arbeit, bittet um nichts und hilft uns. Könnt ihr einen solchen Menschen wie Ihn finden, der (so) seine eigene Aufgabe erfüllt? Andere sind nur mit euch zufrieden, wenn ihr eure eigene Aufgabe erfüllt.
Ist dies nicht eure Aufgabe? Ich bin sehr froh, daß beinahe alle die Hand gehoben haben — wirklich, sehr froh! Ich möchte, daß ihr nach einem Monat selber den Fortschritt sehen könnt und daß ich Tagebücher sehe, die ganz in Ordnung sind — ohne (Eintragungen wie) “Es kommt kein Licht, es kommt und ist gleich wieder weg.” Versteht ihr? Ihr hört dann die Musik der Sphären Tag und Nacht, 24 Stunden lang, während euer Leben ganz normal weitergeht. Wir müssen uns nur darauf abstimmen, das ist alles.
Ob ihr nun initiiert seid oder nicht, Gott ist euch näher als eure Hände und Füße. Ihr seid niemals ohne Ihn. Wenn ihr aber initiiert seid, beginnt etwas Besonderes. Daher habe ich euch zu Beginn die Frage gestellt: “Könntet ihr die Zeit verlängern?” — “Sie ist so kurz.” Könnt ihr euch an diese Worte erinnern? Das (alles) ist nichts Neues. Versucht, einfach danach zu leben, und damit wird die Zeit verlängert. Vergeßt diese Worte niemals. Im Koran spricht Gott: “Ich erinnere mich an den, der sich meiner erinnert.” Meine Wünsche sind also mit euch. Gott wird euch helfen, Er ist immer bei euch. Wendet Ihm ganz einfach euer Gesicht zu.
Manchmal, wenn ihr etwas vergeßt, was macht ihr dann? Wisst ihr es? Ihr richtet eure Gedanken darauf. Mit der Zeit, die ihr für die Meditation einsetzt, ist es ähnlich. Ihr zieht damit die Uhr auf; sie läuft dann 24 Stunden, manche laufen eine Woche oder einen Monat lang. Versäumt nie die Meditation, sie ist das Brot und Wasser des Lebens!
Ich freue mich, hier mit euch zusammenzusein, und ich hoffe, ihr habt eure Hand gehoben und ich kann mich auf euch verlassen. Ihr erfüllt dann eure Aufgabe und erhaltet Freude, als Gewinn ganz umsonst. Bleibt in Verbindung, das ist alles — ganz klar. In Verbindung zu sein, das entsteht, wenn ihr die Tagebücher führt. Schont euch nicht und gebt an, wieviel Zeit ihr (für die Meditation) einsetzt und welche Schwierigkeiten es gibt. Ich denke, sogar ohne fragen zu müssen, werdet ihr selbst klare Lösungen für euch finden.
Gut, Gott segne euch alle. Meine besten Wünsche sind mit euch.