Auszug aus einem Vortrag von Dr. Harbhajan Singh, 23. Juni 1990
(gedruckt in “Worte von Sant Kirpal Singh” Ausgabe 2003-1)
Liebe Brüder und Schwestern,
um den Zweck unseres menschlichen Lebens zu verstehen, müssen wir Meisters Mission verstehen.
Alle Meister lebten in der Welt, um eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen, nämlich Erwachen im Menschen hervorzubringen und ihm zu helfen, mit der Wahrheit zu leben und mit Hilfe der Wahrheit zurückzugehen. Sie lehrten uns das Leben, das dafür notwendig ist. Denn sie wussten, was uns im Jenseits erwartet und was es hier in dieser Welt alles gibt. So hatten sie Unterscheidungsvermögen, aber wir haben es noch nicht.
Wir haben diesen Ort (unsere ewige Heimat) vergessen und haben nur eine Sache mit uns — die Erfahrung dieser physischen Welt, und deshalb können wir nicht unterscheiden (denn wir haben unsere Heimat nicht gesehen und somit keinen Vergleich). Darum geht es in Seiner Mission: Erwachen in die Welt zu bringen — das ist Seine Mission.
Seine Mission besteht darin, eine Verbindung zwischen Schüler (Seele) und Meister (Gott) herzustellen. Mission bedeutet den Zweck, für den Meister in die Welt kam oder für die alle (früheren) Meister immer wieder in die Welt kamen. Dieser Zweck hat sich nie geändert. Die Lehre blieb immer die gleiche, aber die Anweisungen des Meisters waren von Zeit zu Zeit verschieden, entsprechend der jeweils vorherrschenden Umständen der Zeit.
Jeder Meister kommt zu festgelegten Ansichten (Zielen). Er muss eine Reihe von Aufgaben innerhalb einer festgelegten Zeit erfüllen. Obwohl er nicht an die Zeit gebunden ist, muss er doch die zeitliche Begrenzung respektieren wegen unserer Gefühle und Emotionen in der Welt.
So wie das Kind der Mutter lieb ist, so liegt die Mission dem Meister am Herzen. Die Mission bedeutet für Meister das Leben seines Lebens. Er hat (von Gott) den Auftrag erhalten und es geht ihm nur darum, diese bestimmte Arbeit zu tun, mit der er gesegnet wurde.
In Seinem letzten Satsang in Amritsar und in Nag Kalan fragte mich Meister, “Hast Du Wunsch?”
Wir lebten immer nur für Meisters Mission. Wir gehorchten Meister und dachten, dass wir Meister oder Seiner Mission noch nicht gerecht werden konnten und deshalb wieder in die Welt kommen mussten.
Jeder muss (dem Meister und Seiner Mission) gerecht werden, nicht nur auf der physischen Ebene, sondern bis wir alle Barrieren überschritten haben und in unsere ewige Heimat zurückgekehrt sind. Und Meisters Arbeit, Meisters Mission geht auch zusammen mit dem Schüler immer weiter.
Die Mission ist eine Richtlinie für den Schüler,
um alle Hindernisse zu überwinden.
Meister fragte also: “Möchtest du etwas?” und ich antwortete:
“Ja, Meister. Ich möchte, dass Deine Mission
auf der ganzen Welt zum Erblühen kommt.”
Er sagte: “Das ist auch mein Wunsch.”
Das ist Meisters höchster Wunsch. So wird sie (die Mission) immer weiter gehen.
Meister sagte auch:
“Die Menschen mögen alle nur möglichen Fehler begehen,
die Meisterkraft kann sie ihnen vergeben,
aber wer Meisters Mission in Verruf bringt,
dem wird nicht vergeben werden.”
Meister bat einmal Baba Sawan Singh: “Meister, ich mag mit Problemen konfrontiert werden, aber nicht meine Brüder und Schwestern.” Er sagte dies, denn Er kannte die Mission und den Zustand all jener Brüder und Schwestern. Baba Sawan Singh sagte darauf:
“Kirpal Singh, ich werde die retten, die in der Mission arbeiten,
selbst wenn sie ins Feuer springen.
Aber die anderen müssen (die Rückwirkungen)
entsprechend ihrer Wünsche ertragen und abwickeln.”
Selbst Meditation ist ein Wunsch, der Wunsch nach Selbstverwirklichung, solange sich (dieser Wunsch) nicht wieder auf die Mission bezieht. Unser Leben wird zum wahren Leben, wenn wir so leben, wie unser Meister lebte. Dann seid ihr fähig, immer und überall zu bestehen. Dann steht ihr auf eigenen Beinen und braucht keine Hilfe von außen.
Abhängigkeit ist Sklaverei, aber von Meister dürfen wir nicht unabhängig sein. Von Meister müssen wir immer abhängig bleiben. Ohne diese Abhängigkeit von Meister kann niemand den Weg nach innen finden. Es gibt so viele geheimnisvolle, zauberhafte und unbekannte Wege (im Innern), auf denen sich unsere Seele ganz leicht verlieren kann.
Die Menschen vergessen und verlieren sich schon durch das, was sie mit den physischen Augen sehen. Wenn aber das astrale Auge geöffnet ist, kann man sich ohne Meisters Hilfe nicht weiter erheben.
Es genügt also nicht, dass das astrale Auge geöffnet ist, dort (in der Astralebene) braucht man unbedingt Führung. Ohne diese Führung wirkt unsere astrale Kraft nicht. Das gleiche gilt auch für die höheren Ebenen (dass man ohne Führung nicht vorankommen kann).
Es wird (in den Schriften) beschrieben, dass viele Menschen, die es allein versuchten, nicht weitergehen konnten. Wo auch immer sie hingingen, sie blieben dort gefangen. Sie magerten ab bis zum Skelett, doch sie konnten diesen Ort nicht verlassen. Sie waren dort gefangen. Solch mysteriöse Dinge gibt es auf dem Weg.
Hafiz sagte:
“Es gibt so viele Strudel auf dem Weg;
und der Ozean des Lebens ist sehr schrecklich.
Er ist wirklich sehr, sehr tief,
dort kann man weder sterben noch leben.
Ausser Sichtweite ist das Ufer
und man kann auch nicht mehr zurück.
So ist dieser Weg.”
Aber Bhai Nandlal, der ergebene Schüler Guru Gobind Singhs, sagte:
“Auf dem Weg bin ich keiner dieser Schwierigkeiten begegnet.”
Denn er hatte sich seinem Meister vollständig hingegeben. Ohne Ergebenheit kann man sich nicht hingeben.
Wenn sich das Kind der Mutter völlig hingibt, umarmt es die Mutter und liebt es sehr. Mag sein, dass sich nicht alle Kinder der Mutter hingeben können, aber wenn ein Kind sich hingibt, wird es die Mutter ganz sicher viel mehr lieben, als alle anderen. Sie wird die Liebe zu diesem Kind ihr ganzes Leben lang in sich tragen.
Meisters Mission wurde vom Sat Purusha selbst geschaffen, der höchsten Kraft im Jenseits. Und die Meister, die von dieser Ebene kommen, haben eine andere Mission auszuführen (verglichen mit den Meister, die von anderen Ebenen kommen). Es gibt Missionen verschiedenster Art, aber die Mission Gottes übersteigt alle Grenzen und wird von dort (von der Ebene des Sat Purusha) aus geplant. Niemand kann sie zerstören.
Sie kommt von (ganz) oben und nimmt alle, die in der Mission arbeiten, mit auf diese Ebene. Je höher die Ebene ist, von der die Mission ausgeht, desto höher wird die Seele entwickelt. Deshalb hat die Mission unseres Meisters keine Grenze und kein Ende.
Ein grosser Teil unserer Entwicklung findet auf den unteren Ebenen statt, aber Seine Mission übersteigt sogar Sach Khand oder Sat Lok. Das ist die Ebene, wo die kompetenten Meister leben und bestimmte Dinge entscheiden.
Aber der Sat Purusha geht darüber hinaus. Mit Hilfe Seiner Führung kommt eine solche (allmächtige) Kraft in die Welt, die dann einen großen Wandel in die Welt bringen kann.
Solch hohe Kräfte werden nicht zu allen Zeiten in die Welt geschickt, nur um bestimmte Veränderungen zu bringen. Sie werden nur aus bestimmten Gründen von oben (mit dieser Aufgabe) gesegnet.
Meister sagte:
“Vor hunderttausend Jahren
gab es diese Gnade in der Welt
und jetzt ist es wieder so.
Macht den besten Gebrauch
von dieser Gnade.”
Unsere Wünsche zu opfern, alle Wünsche hinzugeben für den Wunsch des Sat Purusha — das ist Seine Mission.
Immer wieder wird viel Nachdruck auf ein und dasselbe Thema gelegt, damit wir Ihn verstehen können. Er versteht uns bereits, das ist nicht das Problem. Er weiß, wo wir stehen und wie unser Zustand ist. Er kennt alle Seine Schüler.
So wird also dieser Punkt immer wieder betont, dass wir Seine Mission ein für alle Mal verstehen müssen, damit wir nicht fehlgeleitet werden.
Meister sagte:
“Wenn diese Zeit einmal verstrichen ist,
wirst du dein Leben für immer verloren haben.
Dann gibt niemand mehr, der dir zuhört.
Viele mögen dir zuhören, viele können dich hören,
aber du wirst nichts von ihnen erhalten,
es wird dir nicht helfen.”
Wenn Seine Arbeit, die Arbeit der Allmächtigen Kraft, beendet ist, kann Er einen Meister der fünften Ebene beauftragen dir Mission weiterzuführen. Was kann dieser Meister dann für euch tun? Er kann euch nicht das geben, was Er (die Allmächtige Kraft) euch geben wollte. Es ist ein großer Unterschied.
Jetzt ist also die beste, goldene Zeit.
Meister sagte:
“Diese Zeit (Seiner Mission) wurde sehr verlängert,”
(sie erstreckt sich jetzt über das gesamte Goldene Zeitalter).
Nichts wurde festgelegt ohne Seine Mission. Die Mission gibt euch Leben. Die Mission gibt euch Licht. Die Mission gibt euch Liebe. Was auch immer ihr in dieser Welt verlangt, nur die Mission kann es euch geben.
Durch Meisters Segen und durch Seine Gnade, die jetzt herabgekommen sind, könnt ihr mit eurer Hingabe, eurer Ergebenheit und mit eurem selbstlosen Dienst viel tun für die, die gebunden sind. Ihr könnt dabei helfen, viele zu befreien — die hier und auch im Jenseits gebunden sind. Auf den höheren Ebenen zählt nur die Hingabe der Schüler des Meisters und nicht, wie viele Schüler ein Meister hat. Das wird nicht gerechnet.
Wenn es einen gibt, der weiß, wie man sich opfert, wie man den Test der negativen Kraft besteht, wie man sich im Bereich der negativen Kraft frei bewegen kann und voll Liebe zu Meister wieder herauskommt, der kann viele andere aus diesem Bereich befreien.
Ihr wisst, Meister erzählte oft, dass es die Gewohnheit der Schafe ist, in den brennenden Schafstall zurückzulaufen und dort zu verbrennen. Genau dasselbe geschieht ständig in der Welt; sogar mit den Schülern der kompetenten Meister.
Nicht alle haben das gleiche Erwachen. Entsprechend ihrem Hintergrund haben sie unterschiedliches Bewusstsein und Erwachen. Aber ihnen dieses rechte Verstehen zu geben, das ihr erhalten habt, das ist Seine Mission. Jemanden für diese Arbeit bereit zu machen — das ist Seine Mission. Es ist die gleiche Mission, die alle Meister ihr Leben lang ausführten. Sie ging niemals zu Ende.
Wie ich euch sagte, die Meister kommen nur mit verschiedenenAnweisungen entsprechend der Situation und den vorherrschenden Umständen der Zeit. Manchmal ist ihr “Spiel” an einem Ort beendet und es beginnt dann an einem anderen Ort. Dann muss der Meister dort und nicht mehr hier wirken.
Manchmal sagen wir: “Dieser Meister hat es so gemacht, warum macht dieser Meister es anders?” Einige Menschen sagen: “Guru Gobind Singh kämpfte immer nur.” Diese Aufgabe war ihm zugeteilt worden und er wurde direkt vom Höchsten geschickt. Er sprach nur über Ihn (die Gotteskraft) und blieb immer der gekaufte Sklave dieser Kraft. Niemals sagte Er von sich, dass er ein Meister sei oder jemals einer sein werde.
Guru Gobind Singh sagte:
“Wer mich einen Meister nennt, wird zur Hölle gehen.”
Aber wer ihn im Innern sehen konnte, pries ihn über alle Maßen und sagte: “Er ist viel schöner als die Engel. Selbst für ein Haar von ihm würde ich beide Welten opfern.”
Guru Gobind Singh kam aus der siebenten Ebene (Agam). In der Lehre steht, dass er aus jener Ebene kam. Er wollte nicht (in die Welt) kommen. Er war mit dieser Kraft eins geworden. Wir können keine Anzeichen dafür finden, dass er jemals in seinem Leben als Meister arbeitete. (Er sah sich immer als gekauften Sklaven der Gotteskraft). Aber er ging in diese (siebente) Ebene. Welche seiner guten Taten brachten ihn dorthin? Es war seine vollkommene Ergebenheit und Hingabe an den Sat Purusha.
Der Sat Purusha wollte ihn nie mehr zurück in die Welt schicken. Erst als Er sah, dass es jetzt unbedingt notwendig war, schickte Er sein Kind. Er sagte: “Ich schicke dich jetzt als meinen Sohn in die Welt. Erfülle diese Aufgabe!”
Kabir sagt:
“Jeder in der Welt möchte der Handelnde sein,
aber ich segne den, der nicht zum Handelnden wird.
Ich gebe dem alle Gnade und allen Schutz,
der nur für Ihn arbeitet,
der die Menschen an den Vater erinnert
und nicht sich selbst verehren lässt.“
In Wirklichkeit ist das die höchste Mission in der Welt.
Deshalb habe ich euch bereits gesagt, dass wir eine direkte und unabhängige Verbindung zu Meister haben. Unabhängige Verbindung bedeutet, dass ihr von niemand anderen abhängig sein dürft. Eine unabhängige Verbindung zu haben bedeutet, dass ihr den besten Gebrauch von eurer Hingabe machen müsst. Wenn ihr eure Hingabe aufs Beste nützt, wird die Verbindung zu Ihm ganz nah sein.
Da der Schüler seinen Meister liebt, liebt er alle wegen dieser Liebe zum Meister und möchte auch von allen Liebe erhalten, denn er weiß, dass sein Meister in allen ist, dass Er in jedem wohnt. So hilft er allen und versucht, die Schwächen all derer zu beseitigen, denen er begegnet. Der ist euer bester Freund, der euch aus dem Schlaf erweckt. Seine Aufmerksamkeit ist bei seinem Meister und deshalb hilft er jedem.
Seine Mission in der Welt ist wirklich voller Süße. Wenn ihr nur lernt, wie man in Seiner Mission lebt, ist das von großer Schönheit. Es ist etwas sehr Schönes im Leben. Denn ihr müsst dann immer vollkommen sein und ganz aufrichtig euch selbst gegenüber und auch zu allen anderen. Es gibt nichts Schöneres. Dann fließt der Strom Seiner Gnade beständig.
Wer nicht damit verbunden ist, dessen Leben ist ein Hin und Her. Einmal wendet er sich diesem Weg zu, dann wieder einem anderen. Er ist weder ein weltlicher Mensch noch gehört er zur höheren Sache. Sein ganzes Leben lang wählt und entscheidet er sich nicht für den rechten Weg.
Wann ist die rechte Zeit dafür? Sie ist bereits da. Wir sollten niemals fragen, “Wann kommt die (rechte) Zeit?” oder “Wo ist der Meister?” oder “Was sind unsere Pflichten?” — alles ist bereits da! Wo können wir das finden, was uns ganz nahe ist? Wir können es sofort finden, denn es ist bereits da. Es ist in uns. Ihr steht bereits mit den Füßen im Wasser des Ozeans, beginnt einfach zu schwimmen.