Wie wir zu Sant Kirpal Singh kamen

Auszüge aus Gesprächen von Dr Harbhajan Singh, gedruckt in “Worte von Sant Kirpal Singh“ 1989-1

Sehnsucht

Einen kompetenten Meister zu finden ist sehr schwierig, aber es ist ein großer Segen. Entweder kommt der Schüler zum Meister oder der Meister zum Schüler. In meinem Leben war es so, daß ich Meister erst nach einer langen Suche von fünfundzwanzig Jahren begegnen konnte. Er war nicht weit entfernt, manchmal kam Er sogar in unsere Stadt, ich aber wußte nicht, daß Er mein Meister war. Ich betete immer darum, Er solle zu mir kommen oder mich zu Ihm führen.

Im Alter von sechzehn Jahren trat ein Problem in mein Leben, das meinen Blickwinkel vollkommen wandelte. An diesem Tag erschien Meister und stellte mir eine Frage. Ich konnte sie jedoch nicht richtig beantworten, und einen Augenblick später war Er nicht mehr zu sehen. Ich ging damals noch zur Schule, aber während des Lernens war meine ganze Aufmerksamkeit bei Ihm, der mir so unerwartet erschienen war. In der nächsten Nacht erschien Er mir noch einmal im Inneren und sagte: “Deine Zeit ist noch nicht gekommen, aber sei gewiß, daß du deinem Meister begegnen wirst.” Ich hatte Ihm die richtige Antwort nicht geben können, und so sehnte ich mich danach, Ihm wieder zu begegnen, mich zu verbessern und die Möglichkeit für die richtige Antwort von Ihm zu erhalten. Das dauerte noch einmal elf Jahre. Während dieser Jahre begegnete ich Meister einige Male — physisch kam Er zwar in anderer Gestalt (in der Form eines alten Mannes), aber ich war sehr glücklich, Ihn zu sehen. Es war etwas Inneres, das mich bei diesem alten Mann so glücklich sein ließ. Immer wieder kam Er — ich nahm Ihn mit zu uns nach Hause, doch dann war Er immer wieder fort. Jedesmal aber brachte Er mich ein wenig näher zu sich, und meine Sehnsucht wuchs mehr und mehr. Nun begann ich wirklich nach Ihm zu suchen. Ich dachte: “Irgendwo lebt Er, aber wie kann ich Ihn finden?”

Es war, wie wenn ihr jemanden auf der Straße oder auf dem Markt getroffen habt, seine Adresse aber nicht kennt und nicht wißt, wie ihr ihn finden könnt. Es besteht nur die Chance, daß Er, wenn Er es möchte, aus Seiner Gnade wieder zu euch kommt, sonst könnt ihr Ihn nicht finden.

Meine Sehnsucht nach Ihm wuchs mehr und mehr, manchmal konnte ich viele Nächte lang nicht schlafen. Wieder erschien Er, manchmal im Inneren, manchmal im Äußeren, und entschwand wieder.

Meister ist die Kraft, die bereits bei der ersten Begegnung einen Schimmer des Göttlichen gewährt. Er wird euch mit Sicherheit etwas geben. Die Verbindung mit Ihm ist so voller Gnade — Er erinnert uns an unsere verlorene Heimat, an den Zweck unseres Lebens und hilft uns, die Probleme zu beseitigen, die unseren Weg behindern. Er ebnet uns den Weg, Er weiß, wie Er das Kind wieder in den Schoß des Vaters zurückbringt — Er weiß alles. Den Zeitfaktor gibt es nur, weil wir unsere Entwicklung verzögert haben, wir sind nicht erwachsen geworden. Wir sind nur im Äußeren erwachsen, nicht aber im Inneren, und so bleiben wir manchmal zurück. Diese Verzögerung kommt durch unsere eigenen Fehler, manchmal durch unsere Umwelt, und manchmal liegt es auch an unseren selbstgeschaffenen Schwierigkeiten, daß Er nicht früher kommt.

Schließlich, nach elf Jahren, kam die Zeit, als Er wieder erschien und mich wissen ließ, wo Er lebte. Damals hatte ich angefangen zu glauben, daß es keinen Gott in dieser Welt gibt. Ich verleugnete Seine Gegenwart. Ich hatte nach Ihm geweint und gefleht und konnte Ihn doch nicht sehen. So fing ich an zu sagen: “Nein, ich kann Seine Gegenwart nicht fühlen, es gibt keinen Gott.” In Wirklichkeit aber verleugnete ich Ihn nicht, sondern mein Verlangen war noch stärker geworden. Als Meister erschien und mich wissen ließ, wo Er lebte, dachte ich sofort: “Gut, jetzt verläßt Du mich wieder, aber morgen werde ich zu Dir kommen.” Da wandte Er sich noch einmal um und sagte: “Gott ist der, der im Inneren erscheint — der von selbst kommt.” Khuda ist ein Wort aus dem Urdu und bedeutet: Jene Kraft, die von sich aus kommt wird Gotteskraft genannt.” So wurde mir noch eine Bedingung auferlegt, durch die die Begegnung mit Ihm, erst sechs Monate später, stattfinden konnte. Ich kannte nun den Ort, an dem Er lebte, ich wußte alles, doch ich war an die Bedingung gebunden, daß Er selbst kommen würde. Diese Bedingung hielt mich noch einmal sechs Monate von Ihm getrennt, und ich kann euch sagen, die Intensität der Liebe zu Meister wurde so stark, daß ich in den Zug stieg, um in Seine Stadt zu fahren, dann aber kurz davor wieder umdrehte. Immer wieder fuhr ich an den Ort zurück, an dem ich die innere Erfahrung erhalten hatte und Meister Sein Kommen ankündigte. Doch auch dort konnte ich Ihn nicht wiederfinden. Ich war wie ein Wahnsinniger auf der Suche nach Ihm.(1)

Begegnung in Jullundar

Eines Morgens kam mein Onkel (er ist bis heute noch nicht initiiert) in aller Frühe zu mir. Er hatte in Majita einen Satsang besucht. Ich fragte ihn: “Woher kommst du?” Er sagte, “Aus Majita.”“Und was hast du dort so früh gemacht?” Er antwortete, “Ein großer Heiliger ist dorthin gekommen, und ich bin hingefahren, um zu hören, was Er spricht.” Ich fragte, “Wie heißt Er denn?” dann sagte er, “Sein Name ist Sant Kirpal Singh.” Es war, als spürte ich einen starken Schlag, und zugleich wurde ich im Innersten ganz sanft berührt. Ich holte einfach mein Motorrad. Mein Onkel sagte noch: “Wenn du Ihn sehen willst, dann fahre gleich, denn Er muß nach Amritsar weiterfahren und von dort zurück nach Jullundar, so ist es im Programm vorgesehen.” Ich setzte mich sofort auf mein Motorrad und fuhr nach Majita. Dort fragte ich nach Ihm, und sie sagten mir, daß Er nach Amritsar gefahren sei. Ich weiß nicht mehr, wie schnell ich gefahren bin — jedenfalls fuhr ich mit äußerster Geschwindigkeit. Doch es passierte mir nichts, ich kam sicher in Amritsar an. Ich kannte das Satsang-Zentrum nicht und fragte danach. Dort stellte sich heraus, daß Meister bereits abgefahren war, aber der Mann, der das Zentrum betreute, erzählte mir, daß Meister ihm aufgetragen hatte: “Wenn ein junger Mann mit einem Motorrad kommt, sage ihm, er kann nach Jullundar kommen.” So machte ich mich also direkt auf den Weg nach Jullundar und kam dort zur Satsangzeit an. Ich stellte mein Motorrad draußen ab und wollte mich ganz hinten hinsetzen, denn die anderen saßen schon alle, der Satsang hatte bereits begonnen. Ich wollte mich etwas abseits setzen, als Meister auf mich zeigte und rief: “Ja, junger Mann, komm zu mir nach vorn.” So saß ich ganz nah bei Ihm. Meister hatte einige Gedichte von Kabir ausgewählt und hielt Satsang über die Lehre von Kabir. Ich weinte, und Meister richtete Seine volle Aufmerksamkeit auf mich. Den ganzen Satsang hielt Er für mich. Ich weinte die ganze Zeit. Es war dieser eine Tag in meinem Leben, der mich vollkommen veränderte. Es war für mich so, wie wenn jemand aus der Gosse auf den Thron gesetzt wird, eine solche Berauschung fühlte ich, als ich zu Meisters heiligen Füßen saß. Als der Satsang zu Ende war, zwinkerte mir Meister zu — ein Zeichen, daß ich Ihm folgen durfte. Er ging mit mir ins Zimmer und sagte: “Ich habe dich schon irgendwo gesehen.” Da war ich sehr stolz auf Seine Kompetenz: Er war diese Kraft, Er war es, der von selbst gekommen war. Aus dieser Erkenntnis sagte ich: “Meister, ich habe Dich auch schon gesehen.” Darüber sprachen wir also gerade, als einige Frauen mit ihren Kindern hereinkamen. Meister deutete mir zu schweigen. Danach fragte Er mich, wie es möglich war, daß ich kommen konnte, ob ich denn frei bekommen hätte. Ich antwortete: “Nein, Meister, ich bin Arzt, ich brauche nicht Urlaub zu nehmen, ich bin selbständig.” Meister sagte: “Auch dann brauchst du die Einwilligung deiner Patienten.” Ich sagte, “Meister, ich brauche die Initiation” Er sprach mit mir wie der Vater zu seinem Kind: “Warum brauchst du denn die Initiation?”“Meister, ich brauche sie, ich weiß nicht warum, ich brauche sie einfach.” Nie zuvor hatte ich einen Satsang von Meister gehört, ich war nur dieses eine Mal dabei gewesen und verlangte nach der Initiation. Meister sagte: “Gut, fahr zurück, kümmere dich heute um deine Patienten, dann nimm dir frei und komm nach Ludhiana (das war das nächste Zentrum) “hier gebe ich keine Initiation, in Ludhiana kannst du sie erhalten.” So fuhr ich nach zwei Tagen dorthin. Als ich nachts ankam, war alles überfüllt, und ich schlief draußen auf einem Holzboden. Neben mir lagen zwei Männer, die lange miteinander sprachen. Sie waren gegen Meisters Mission eingestellt und sagten, daß die Initiation nicht notwendig sei, dies sei nicht die richtige Lehre und vieles mehr. Aber das berührte mich nicht im geringsten. Ich war wirklich bereit für die Initiation, denn überall vibrierte Meisters Liebe — ich spürte sie sehr stark.

Bei der Initiation setzte Meister viele in Meditation. Danach fragte Er nach den Erfahrungen. Ich erhielt eine Erfahrung, hatte aber vorher schon soviel Segen von Ihm erhalten. Meister sagte: “Wer keine Erfahrung bekommen hat, soll aufstehen.” Sofort stand ich auf: “Meister, ich habe keine Erfahrung erhalten.” Meister setzte die anderen (die keine Erfahrung erhalten hatten) noch einmal zur Meditation. Mich führte Er in Sein Zimmer; dort war ich mit Ihm alleine. Meister sagte: “Bleib hier sitzen und meditiere.” Im Zimmer hingen Bilder von Baba Sawan Singh und von unserem Meister. Ich konnte nicht meditieren, ich schaute einfach nur das Foto von Baba Sawan Singh an. Es war das erste Mal, daß ich Bilder von Baba Sawan Singh und Meister sah. Meister kam nach der Initiation zu mir und fragte mich: “Nun, hast du meditiert?” Ich sagte, “Nein, Meister, ich habe nicht meditiert.” Da nahm Meister mich so voller Liebe in Seine Arme, daß ich über das Körperbewußtsein erhoben wurde. Ich erhielt soviel Schwingung, daß ich dachte, kein anderer hat heute soviel Gnade bekommen wie ich. Es war wunderbar. Schon am ersten Tag schenkte mir Meister solche Liebe.

Biji

In der ersten Zeit wollte ich viel meditieren und konnte mir auch die Zeit dafür nehmen. Zu meiner Frau (Biji) sagte ich nie, daß sie sich initiieren lassen sollte, aber als sie mich meditieren sah, war sie davon überzeugt, daß es eine gute Sache war — das Höchste, das es gab. Sie hatte keinen Satsang besucht, wollte aber gleich die Initiation. Ich sagte ihr immer wieder: “Ja, man braucht die Initiation, aber zuerst solltest du die Theorie kennen. Dann ist die Initiation notwendig.” Sie hatte noch keinen Satsang besucht und wußte (theoretisch) nichts über Spiritualität, aber nach sechs Monaten war sie voll davon überzeugt, daß auch sie die Initiation brauchte. Es war ganz klar für sie, obwohl sie die Theorie nicht kannte.

Als ich das nächste Mal nach Delhi fuhr, um Meisters Satsang zu hören, begleitete sie mich. Meister fragte jeden, der initiiert werden wollte, ob er schon mehrere Satsangs besucht hätte. Wenn jemand nur bei einem Satsang gewesen war, sagte Er: “Komm erst wieder, wenn du mehrere Satsangs gehört hast.” Viele wurden damals abgewiesen und erhielten die Initiation nicht. Sie hatte große Angst, weil sie ja auch nur einen Satsang gehört hatte, aber als Meister zu ihr kam, stand Er nur vor ihr, schaute sie an und ging weiter. Er fragte sie nichts. Sie war sehr glücklich, daß Meister sie angenommen hatte. Als die Initiation gegeben wurde, erhob sie sich über das Körperbewußtsein, drei Stunden war sie über dem Körper. Meister bat um Wasser und gab ihr zu trinken. Sie war über dem Körperbewußtsein, und mit Seiner Aufmerksamkeit holte Meister sie zurück. Er fragte sie nach ihren Erfahrungen, und sie erzählte, daß Guru Nanak und Kabir erschienen waren und daß auch Meister dabei war. Das war ihre Erfahrung am ersten Tag! Meister zeigte ihr im Inneren einen Platz, wo viele Menschen selbstlos arbeiteten. Es war ein großes Projekt. Dort war ein Brunnen, mit einem Eimer daneben, um den ein Seil gebunden war. Meister nahm den Eimer und begann, das Seil abzuwickeln. Sie sah, daß es durch den Eimer ganz rostig geworden war. Sie fragte: “Meister, was bedeutet der Rost?” Er antwortete: “Ihr wurdet von Kabir, der höchsten Kraft, initiiert. Du und dein Mann, ihr seid von der ersten Gruppe, die Kabir initiierte, und seid zurückgekommen, weil ihr noch selbstlosen Dienst zu tun habt. Das rostige Seil um den Eimer ist das Zeichen dafür. Ihr habt in der Welt noch viel selbstlosen Dienst für Meisters Werk zu tun. Ihr seid nicht als Gefangene, sondern als Ärzte gekommen. Jeder Meister läßt seinem Nachfolger einen Mitarbeiterstab zurück. Auch Guru Nanak ließ einige Mitarbeiter für die Entwicklung der Spiritualität hier (in der Welt) zurück, und auch bei Kabir war es so. Vom Anfang an ließ Kabir neun Seelen hier, damit sie in der Welt arbeiten sollten. Sie halfen allen Heiligen, aber keiner der Meister konnte ihnen die Initiation geben, denn sie waren von der Allmächtigen Kraft initiiert. Ihr habt mit allen Meistern, die seither kamen, zusammengearbeitet, aber keiner konnte euch die Initiation geben. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo euch diese alten Dinge in Erinnerung gebracht werden. Helft nun in Meisters Werk und wir (Kabir und Guru Nanak) geben euch die Garantie, daß ihr dieses Mal endgültig zurückgebracht werdet. Ihr werdet nicht mehr in diese Welt zurückkommen.”

Bereits von dem Augenblick an, als wir die Initiation erhielten, wußten wir, daß wir als gekaufte Sklaven des Meisters zu arbeiten hatten, weil wir schon zu Kabirs Zeit von Ihm gesandt wurden, um in Seinem Werk zu dienen. Wir waren nie an die Meister (die kompetenten Meister der 5. Ebene) gebunden und hatten auch keine eigenen Pläne. Unsere Aufgabe ist es, einfach die Lehre dieser höchsten Kraft in der Welt zu verbreiten. Das war ihre Erfahrung.

Ungefähr einen Monat vorher hatte Meister in Amritsar etwas Ähnliches gesagt: “Wenn man einen Tonkrug kauft, klopft man ihn vorher ab, um zu prüfen, ob er auch keinen Sprung hat. So habt ihr es auch gemacht und dabei erkannt, daß euer Meister die höchste Kraft, die Allmächtige Kraft ist. Es war Sein Wunsch. Nur durch Seinen Wunsch geschah es. Ihr seid jetzt an der richtigen Stelle. Ihr wurdet von der Gotteskraft selbst ausgesucht. Nach dieser langen Zeit seid ihr wieder zu einem Meister mit solcher Kompetenz gekommen. Ihr konntet nur hierher kommen. Obwohl euch Meister zu diesem Ort zurückgeführt hat, war doch auch das Erwachen von Anfang an in euch, und niemand konnte euch in die Irre leiten. Ihr seid nie den sogenannten Meistern gefolgt. Dieses Erbe, das rechte Verstehen, dieses seltene rechte Verstehen war von Beginn an mit euch.”(2)

Der Duft von Rosen und Jasmin

Eines Tages konnten wir ein sehr großes Geheimnis in bezug auf Meister erkennen. In manchen Schriften steht geschrieben, daß Meister Seinen eigenen Duft hat, einen wunderbaren Duft, gleich Rosen und Jasmin. Wenn ihr diese Schwingung direkt von innen her erhaltet, werdet ihr manchmal fühlen, daß dieser Duft des Meisters im Inneren ist. Meister ist im Inneren und auch dieser Duft. Meister reinigt die Seele; Er entwickelt die Seele; nur durch Seine Gnade könnt ihr Ihn wahrnehmen — wenn Er es wünscht. Was geschieht dann? Meister materialisiert und manifestiert sich sowohl im Inneren, als auch außen. Auf beide Arten ist man Meister nahe, und durch dieses Phänomen erhält man eine wunderbare Schwingung. Während wir in Seiner Mission arbeiteten, konnten wir spüren, daß uns Meister sehr nahe war, wenn wir Ihn auch nicht mit unseren Augen sehen konnten. So war es am Anfang.

Einmal fuhren wir zu Meister, da wir dachten, Er sei in Delhi. Unterwegs erfuhren wir jedoch, daß Er für zehn Tage nach Dehra-Dun gefahren war. Wir konnten aber eine sehr starke Schwingung und Ausstrahlung von Meister spüren und nahmen den Duft von Rosen und Jasmin wahr. Wir waren traurig, sagten aber: “Gut, nun haben wir schon den größten Teil der Strecke zurückgelegt, es ist nicht mehr weit nach Delhi, so wollen wir zumindest hinfahren, um Ihm unsere Ehrerbietung zu erweisen, auch wenn Er nicht anwesend ist.” Doch zu unserer Überraschung war Meister im Ashram. Er stand gerade auf der Terrasse. Er sagte: “Kommt herauf!” Ich fragte Ihn: “Meister, auf der Fahrt erfuhren wir, daß Du nicht da seiest?” Dieselbe Frage stellte auch ein Mann aus Delhi: “Meister, Du bist doch schon unterwegs gewesen nach Dehra-Dun und solltest erst nach zehn Tagen zurückkommen, nun bist Du aber schon heute wieder da. Was ist der Grund dafür?” Meister schaute uns an und sagte: “Ich weiß nicht, wessen Liebe mich zurückgebracht hat.”

Meister besprach viele wichtige Dinge mit uns. Damals konnten wir allein schon durch Seine Ausstrahlung sehr viel lernen, und vieles sagte Er uns, wenn wir mit Ihm zusammen waren. In liebevoller Erinnerung an Ihn beisammen zu sein und unsere Aufgabe zu verstehen ist unsere Sache, nicht die des Meisters. Meister hat Seine Arbeit bereits getan und lehrt uns jetzt, wie wir so werden können wie Er. Die Erfahrungen, die in den HL Schriften beschrieben sind, müssen zu unseren Erfahrungen werden. Wenn wir sie nicht selbst erhalten haben, sind wir nicht wirklich mit der Meisterkraft verbunden. Es bleibt ein Abstand zwischen uns und Ihm.

Damals sagten wir zu Meister: “Auf der Fahrt konnten wir einen wunderbaren Duft, den Duft von Rosen wahrnehmen.” Meister antwortete: “Nicht nur der Schüler nimmt diesen Duft wahr, sondern auch den Meister erreicht ein Duft, der vom Schüler kommt.” Wenn der Schüler beginnt, mit Liebe und Empfänglichkeit zu Meister aufzuschauen, erreicht dieser Duft auch den Meister, auch Er nimmt ihn wahr. Das ist etwas Einzigartiges.(3)

Parshad

Schon zu Seiner Zeit zeigte Meister vieles, das Seine Kompetenz erkennen ließ. Manchmal sagten die Leute: “Ein Wunder ist geschehen.” Meister aber erwiderte dann: “Nein, es entspricht den Naturgesetzen.” So sind diese Begebenheiten keine Wunder, sondern stehen im Einklang mit der Natur.

Es gab ein Dorf, in dem Meister viele solche Begebenheiten zeigte. Dort lebte ein Mann (mit seiner Familie). Das Haus (in dem sie lebten) gibt es jetzt nicht mehr. Heute ist alles leer und verlassen, das Land ist jetzt unbewirtschaftet. Beide, Mann und Frau, hat Meister bereits zurückgenommen. Jener Mann war herzkrank — fünfundzwanzig Jahre litt er an einer Herzkrankheit. Es war schwierig für ihn, weiter in der Welt zu bleiben. Weder konnte er den Körper verlassen, noch war er wirklich lebendig, so schwer war sein Leiden. Er war ein sehr guter Mensch, edel und gläubig, vielleicht gerade aufgrund dieses Leidens; er lebte ganz von der Welt zurückgezogen. Ich hatte ihn in Behandlung und brachte ihm manchmal Medizin. Ich mochte ihn immer sehr gern, er war ein guter Mensch. Wenn ich zu Meister fuhr, nahm ich normalerweise niemals Parshad mit. Die Menschen brachten oft Süßigkeiten mit, damit Meister sie durch Seine Aufmerksamkeit in Parshad verwandeln sollte, und dann nahmen sie es wieder mit nach Hause. Meister sah das nicht so gerne, Er sagte: “Ihr braucht keinen Parshad, ihr habt ihn bereits erhalten. Die Initiation ist Parshad — sie ist der größte Parshad.” Aber die Menschen drängten Meister immer wieder, und so richtete Meister Seme Aufmerksamkeit darauf: “Gut, aber eßt immer nur wenig davon und setzt gleichzeitig mehr Zeit für die Meditation ein, dann wird es etwas bewirken, sonst sind es einfach nur gewöhnliche Süßigkeiten.” Wir wollten niemals Parshad von Meister haben, aber dieses Mal nahm ich drei Päckchen Süßigkeiten zu Meister mit. Er fragte mich: “Warum nicht nur eins, warum gleich drei?” Ich sagte: “Meister, eines ist für mich und meine Frau, eines für alte Schüler und eines für Neue.” Meister richtete Seine Aufmerksamkeit auf diese drei Päckchen und sagte: “Gut, in Ordnung”, und gab sie mir zurück. Ich nahm sie dann mit nach Amritsar.

Als ich zu Hause ankam, ging es diesem Mann sehr schlecht. Seine Tochter kam, um mich zu ihm zu holen, er wollte eine Injektion. Sofort fiel mir ein: “Ich habe ja den Parshad.” Als ich zu ihm fuhr, nahm ich den Parshad für die Neuen mit. Ich sagte zu ihm: “Iß das, zumindest wird es dir immer in Erinnerung bleiben, was du erhalten hast.” So aß er den Parshad. Er wußte nicht, woher er war — es waren für ihn einfach Süßigkeiten. In der Nacht aber erschien ihm Meister. Früh am Morgen schickte er uns eine Nachricht: “Bhaji und Biji sollen zu mir kommen.” So fuhren wir hin. Wir nahmen einen Kalender mit Meisters Bild mit. Er war zusammengerollt, und wir hielten ihn zuerst in der Hand. Er fragte: “Habt ihr ein Bild eures Meisters?”“Wir haben es mitgebracht”, sagten wir und zeigten es ihm. Er sagte: “Es sollte genau gegenüber meinem Bett sein.” So hängten wir es dort auf. Nun schaute er immerzu auf Meisters Bild, die ganze Zeit. Ich besuchte ihn dann jeden Tag, denn er ließ uns jeden Tag rufen. Da sein Zustand ernst war, besuchten ihn viele, und immer, wenn ich kam, saßen sie bei ihm und sprachen über alles mögliche. Ich hatte auch nicht viel Zeit, denn viele Patienten waren im Krankenhaus. So kam ich jedesmal wieder zurück, ohne ihm etwas erzählt zu haben. Nach vielleicht zehn oder elf Tagen kam ihn seine Schwester besuchen, die in einem weit entfernten Distrikt lebte, fünfhundert oder sechshundert Kilometer von diesem Dorf entfernt. Sie hatten ihr ein Telegramm geschickt: “Dein Bruder ist krank, du solltest kommen, um ihn noch einmal zu sehen, sein Zustand ist ernst.” Als sie kam, trat sie vor sein Bett. Er sagte zu ihr: “Bitte geh von dort weg, stelle dich auf die andere Seite.” “Warum?”, fragte sie. “Mein Meister ist gekommen”, antwortete er. Er war sehr glücklich und rief seine Frau. Er zeigte auf das Bild und sagte: “Ich gehe jetzt mit Ihm zurück, und auch du solltest zu Ihm gehen. Wegen der Hochzeit unserer Tochter brauchst du dir keine Sorgen zu machen, die Meisterkraft wird sich um sie kümmern, hab’ keine Angst.” So verließ er den Körper.

Wieder fuhr ich zu Meister. Er teilte gerade Parshad aus. Jeder wollte Parshad haben und bekam ihn auch. Ich stand im Hintergrund. Ich hatte Scheu hinzugehen und fühlte mich wie ein Dieb. Aber als ich dann an der Reihe war, sagte ich: “Meister, bitte, gib mir Parshad.” Er aber sagte: “Nein, ich werde dir keinen Parshad geben. Setze dich bitte hierher zu mir, ich muß mit dir reden.” So setzte ich mich hin und alle anderen gingen. Meister sagte: “Komm näher. Dieser Mann hat seinen Körper verlassen.” Niemand hatte es Meister mitgeteilt, aber Er wußte es von innen. Er fuhr fort: “Du hast diesem Mann Parshad gegeben, was aber hast du von deiner Seite gegeben? Sag’ es mir.” Ich antwortete: “Meister, ich habe nichts, das ich ihm von meiner Seite geben könnte. Ein Schüler ist nur ein Schüler, was kann er geben? Er muß alles erst von Meister erhalten. Wir haben gute Wünsche für ihn, aber aller Segen kommt allein von Dir. Ich kann wirklich nichts geben.” Meister sagte: “Denk’ noch einmal darüber nach, du hättest ihm etwas geben können.” Ich begann zu weinen, aber Er sagte: “Weine nicht, warum weinst du? Zumindest habe ich dir rechtes Verstehen gegeben. Er hat den Körper verlassen, aber er wußte nicht einmal, wohin er zu gehen hatte. Jetzt muß sich zwar der, von dem der Parshad stammt, um ihn kümmern, aber was hast du ihm von deiner Seite gegeben?” Ich sagte:, “Ja, Meister, das war mein großer Fehler”, und weinte. Meister schenkte mir viel Liebe und sagte dann: “Von nun an gib du die Theorie und ich den Parshad. Ich gebe dir heute ein Versprechen: Du erklärst den Menschen den theoretischen Aspekt des Lebens, und ich gebe ihnen im Inneren die praktische Erfahrung. Ist dieses Versprechen so in Ordnung?” Ich sagte: “Meister, es ist in Ordnung, es ist Deine Arbeit, wir sind nur die kleinen Werkzeuge in Deinem Werk. Du brauchst uns nur zu führen.” Meister erwiderte: “Ihr werdet die rechte Führung erhalten. Die, die den theoretischen Aspekt des Lebens verstehen, können in der Welt durch nichts betroffen werden.” “Meine Schüler”, sagte Meister, “sind weit mehr als jene ‘Heiligen’ heutzutage, jene erhalten diese Schwingung nicht, ihr aber erhaltet sie direkt von Ihm.” Das waren Seine Worte, und so war es entschieden.(4)

Meisters Garantie

Am 4. April 1974 rief Meister mich zu sich, und ich war zehn Stunden bei Ihm. Er erklärte mir genau, wie Seine Mission weitergehen würde. Dann gab Er mir die Initiations-Anweisungen. Ich habe sie immer noch, mit Seiner Unterschrift darauf. Ich sagte: “Meister, ich brauche das nicht, nie im Leben hatte ich diesen Wunsch. Wenn ich einen Wunsch hatte, dann nur den einen, daß Du gesund sein sollst.” Wenn Meister krank war, ging es mir immer schlecht, und ich war sehr traurig. Als ich einmal sehr betrübt war, fragte Er mich: “Was willst du von mir?” Ich sagte: “Meister, ich brauche nichts für mich. Nie hatte ich einen Wunsch nach Meditation oder wollte sonst etwas von Dir. Ich habe nur einen Wunsch.” (Viele Menschen waren damals dabei.) Meister sagte: “Ja, sag mir diesen Wunsch, was willst du von mir? Ich kann es dir schriftlich geben.” Ich sagte: “Meister, ich will, daß Du niemals mehr krank wirst.” Meister sagte, “Ist das alles? Kein Problem. Bring Papier”, und Er schrieb: Ich werde in Zukunft nicht mehr krank werden. Unterschrift und Datum standen auf dem Blatt. Später, nach ungefähr einer halben Stunde, fiel mir etwas ein, und ich ging wieder zu Ihm. Ich sagte: “Meister, ich möchte eine kleine Änderung. Bitte schreib: ‘Mein Körper wird nicht mehr krank werden.’” Meister sagte jedoch, “Das werde ich niemals schreiben, denn ich bin nicht dieser Körper! So etwas unterschreibe ich nicht.” So sagte ich also: “Meister, ich wollte nie etwas von Dir haben, denn ich weiß, ein flüchtiger Blick von Dir genügt, um uns zurückzunehmen. Welche Pflicht auch immer Du uns gegeben hast, es genügt, um uns von dieser Welt zu befreien.” Es war Seine Gnade, daß wir nie einen persönlichen Wunsch hatten. Meister sagte: “Es gibt viele Menschen mit diesem seltenen rechten Verstehen, mit seiner ganz besonderen Bedeutung. Sie sind über die ganze Welt verstreut. Eine Zeit wird kommen, dann werden sie alle zusammenfinden und es wird eine spirituelle Revolution geben.” Weiter sagte Er: “Nur solche, die bereits mit dieser Kraft verbunden sind, werden zu euch kommen, andere nicht. Diese Zusicherung gebe ich euch. Eure Arbeit ist im Äußeren, meine Arbeit ist im Inneren.”(5)


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Referenzen:

(1) Tape 36/85 — 23.06.85
(2) Tape 38/83 — 10.12.83
(3) Tape 47/85 — 07.11.85
(4) Tape 58/83 — 30.12.83
(5) Tape 33/86 — 27.07.86

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