(Spiritualität — Kapitel 2.2)
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2 Wahre Religion ist universale Liebe und Erinnerung an Gott
2.1 Alle Menschen haben von Gott die gleichen Rechte erhalten
2.2 Religiöse Unterschiede
2.3 Erinnerung an Gott
2.4 Die grundlegenden Wahrheiten
2.5 Riten und Rituale in den Religionen
Alle scheinbaren religiösen Unterschiede sind vom Menschen geschaffen und sind das Ergebnis von Engstirnigkeit und Fanatismus.
Heilige und Seher haben eine gemeinsame Botschaft für die ganze Welt: sie verkünden universale Liebe. Tatsächlich kann niemand behaupten, dass er Gott liebt, ehe er nicht weiß, wie er seinen Nächsten lieben kann. Genauso wie physische Krankheiten den menschlichen Körper zerstören, so bewirken das auch die mentalen Schwächen. Letztere vergiften die Kreisläufe im Körper, sodass man von Gier, Egoismus, Hass, Groll und Feindseligkeit stark betroffen ist.
Das wiederum führt zu einer verkehrten Lebenseinstellung. So wird der Mensch auf die Ebene der Tiere hinuntergezogen, manchmal sinkt er sogar noch tiefer. Sehr oft ist die Folge davon sozialer und wirtschaftlicher Zusammenbruch.
Immer wenn Meisterseelen in die Welt kommen, sagen sie uns, dass alle Unterschiede im Glauben das Ergebnis von Unwissenheit, individuellen Vorstellungen, religiöser Selbstgefälligkeit oder geistigem Egoismus sind. In allen Religionen gibt es sogenannte Oberhäupter, die unter falschem Eifer und engherzigen Vorurteilen leiden. So können sie unmöglich eine objektive Sicht von allem, was sie umgibt, haben. Im Gegenteil, sie sehen die Welt durch die rauchgeschwärzte Brille, die sie selbst geschaffen haben. Sie haben keine Toleranz für Dinge und Lebensumstände, die nicht im Gleichklang mit den starren Glaubenssätzen ihrer organisierten, dogmatischen religiösen Gemeinschaften übereinstimmen.
Es gibt nur eine weltumfassende, universale Religion — die Religion der Liebe. Sie basiert auf der großen Grundwahrheit — der Vaterschaft Gottes und der Bruderschaft der Menschen. Durch Selbstsüchtigkeit, kleinliche Vorurteile und vernebeltes Verstehen haben wir engstirnige Machtbereiche innerhalb der Glaubensgemeinschaften geschaffen.
Wir haben Hecken und Mauern von Hass und Feindschaft um uns herum errichtet und trennen somit Mensch von Mensch, Klasse von Klasse, Nation von Nation und Land von Land.
In diesem Zusammenhang sagt Hafiz, ein großer muslimischer Heiliger:
Eine Wahrheit leuchtet sowohl im Muslim wie
auch im Kufar (im Gläubigen sowie im Ketzer),
und all die scheinbaren Unterschiede
in den verschiedenen Gemeinschaften
sind in Wirklichkeit ein substanzloses Nichts.
Es liegt allein an bloßen Vorurteilen, dass die
Brahmanen und die Sheikhs (religiöse
Oberhäupter des Hinduismus und des Islam)
heute verschiedene Trinkgefäße haben, obwohl
es in der Weinschenke nur einen Mundschenk
(den Gottmenschen) gibt, der denselben Wein
(der göttlichen Liebe) aus der gleichen Kanne
an die verschiedenen Trinker, die am Tisch sitzen,
ausschenkt.
Die Heiligen sagen uns, dass es im gesamten Universum nur einen Gott gibt. Die Upanishaden sagen dasselbe:
“Die Wahrheit ist eine, obwohl die Weisen
sie verschieden benennen.”
Er ist der Gott der gesamten Schöpfung und nicht nur der Gott der einen oder anderen Religion. In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied zwischen dem Karta (dem einen wahren Schöpfer) der Hindus und dem Karim (dem Barmherzigen) der Muslime, dem Ram (dem Erhalter) der Hindus und dem Rahim (dem Mitleidsvollen) bei den Muslimen. All diese Namen beschreiben die verschiedenen Eigenschaften Gottes und wurden von Weisen, Heiligen, Rishis (30) und Munis (31) unterschiedlicher Glaubensrichtungen in ihrer eigenen Sprache geprägt.
Die Namenlose Wirklichkeit ist Eine, doch sie antwortet auf die Rufe aller und auf jeden Namen, mit dem ein Mensch sich an diese Kraft wendet.
Der Namenlose hat viele Namen.
Ganz gleich, mit welchem Namen
man sich an Ihn wendet —
Er hört darauf.
— Maulana Rumi
Man muss die Gefahren des Zweifels und des Skeptizismus mit Bedacht vermeiden. Gott allein soll verehrt und angebetet werden. Er ist der Gott von allen, und jeder einzelne ist Seine Offenbarung. Derselbe Lebensimpuls wirkt in allen, und jeden erleuchtet das gleiche Licht. Die gesamte Menschheit bildet eine einzige Klasse.
Guru Gobind Singh sagt in diesem Zusammenhang:
“Manche lassen sich den Kopf rasieren, während andere sich in flammenfarbene Kleidung hüllen. Wieder andere nennen sich Jogis (eine Glaubensgemeinschaft, deren Anhänger hölzerne Ohrringe tragen und immer von einem Ort zum anderen wandern).
Manche beachten den Zölibat in ihrer Suche nach dem Herrn, während andere sich strengen Bußen und Härten unterwerfen.
Manche sind Hindus oder Muslime, andere sind Imame, Rafzis oder Anhänger eines Heiligen.
Trotz all dieser unterschiedlichen Bezeichnungen bilden sie im Grunde genommen eine Menschheit, das heißt, sie sind aus Gott geboren und in Ihn eingebettet.
Nennt Ihn den Schöpfer, den Barmherzigen, den Geber oder Rahim, das macht überhaupt keinen Unterschied. Betrachtet das als eine feststehende Wahrheit und lasst euch daher nicht durch die unterschiedlichen Namen verwirren.
Sie alle dienen und verehren den gleichen Gott, den Herrn und Meister des Universums. Alle Bezeichnungen offenbaren das Bild desselben Gottes und existieren allein durch Seine Liebe und Sein Licht.
Viele Namen hat der Namenlose, doch wie auch immer man sich an Ihn wendet — Er antwortet darauf.”
Fußnoten:
(30) Rishi: Sankrit, Seher oder mythischer Weiser, vertraut mit den Veden
(31) Muni: Sanskrit, asketischer Seher, weiser, heiliger Mann
(30) Rishi: Sankrit, seer or sage, proficient of the Vedas
(31) Muni: Sankrit, sage, ascetic, spiritual scholar