Kapitel aus dem Buch “Für immer mit Meister, Band 1” von Dr Harbhajan Singh
In Dehra Dun, 2. bis 4. April 1974
Meister hatte geplant, die Feierlichkeiten zum Todestag Seines Meisters Baba Sawan Singh Ji Maharaj vom 2. bis 4. April in Manav Kendra zu begehen. Am 2. April kamen dort mehr als 20.000 Menschen zusammen. Trotz des schweren Regens rührte sich niemand im Sangat von der Stelle, sondern alle hörten weiter dem Satsang zu. Das Wasser begann durch das Zeltdach durchzusickern und konnte in den Pandal (den Platz unter dem Zeltdach) eindringen.
Während Meister in der liebevollen Erinnerung an Seinen Meister Satsang hielt, weinte Er bitterlich wie ein Kind. Er sprach zum Sangat:
»Wie lange werdet ihr noch aus diesem Mund den Satsang hören
die Sonne ist am Untergehen.«
Viele Rishis und Munis und religiöse Führer verschiedener Religionen nahmen am Bhandara teil. Am Ende des Satsangs wies Meister alle an, einige Minuten in liebevoller Erinnerung an Meister zu sitzen und zu meditieren. Er sagte:
»Jeder soll sich zur Meditation setzen,
es gibt keinen Nichtinitiierten,
denn wir sind jetzt an der Reihe, Gott zu begegnen.«
Nach etwa zwanzig Minuten bat Meister alle, die Meditation zu beenden. Er fragte die verschiedenen Erfahrungen ab, die sie bei der Meditationssitzung erhalten konnten, wie: »Wer hat helles Licht im Innern gesehen? Wer hat den Mond, die Sonne oder die Sterne gesehen? Wer hat Meisters Form im Innern gesehen?« Nach dem Zählen zeigte sich, daß mehr als 5000 Menschen die innere Verbindung erhalten hatten. Einer der religiösen Führer, der auf der Rednertribüne saß, bat Meister, sprechen zu dürfen. Meister stimmte zu, und er sagte: »Meister, Eure Schüler können im Inneren Dinge sehen, die wir bisher noch nie sehen konnten. Es beschämt uns, daß wir auf der Rednertribüne sitzen.«
Meister sagte: »Solche Beispiele zeigen die Kompetenz eines lebenden Meisters.«
3. April 1974 um Mitternacht
Mehr als 40 Personen saßen in Dehra Dun im Meisterraum, die meisten kamen von Chandigarh, von Amritsar, von Delhi und einige von anderen Zentren. Es war Mitternacht. Ich sagte: »Meister, ich habe eine Frage.« Meister gab mir ein Zeichen, das bedeutete zu schweigen. Ich sagte: »Meister, wenn der Schüler nicht über die Kompetenz seines Meisters spricht, wer wird es dann tun?« Meister erlaubte mir zu sprechen. Ich sagte: »Meister, ich habe das Buch Gottmensch gelesen, das Ihr geschrieben habt. Darin habe ich gelesen, daß im Eisernen Zeitalter nur 14 Meister und 70 Bhagats kommen werden. Nachdem ich das gelesen hatte, wurde ich traurig und dachte, dann ist mein Meister kein Meister. Denn bis zu Baba Sawan Singh sind es insgesamt 14 Meister, die bereits hier waren.«
Meister sagte: »Das habe ich nicht geschrieben.« Ich stimmte zu und sagte: »Meister, aber Bhai Bala hat es zur Zeit von Guru Nanak geschrieben, und Ihr habt es in Eurem Buch Gottmensch bestätigt.«
Meister sagte: »Bring das Buch.« Devi Dass Patwari, der Kassier vom Zentrum Amritsar, brachte das Buch. Als ich es aufschlug, sagte Meister: »Gut, sag, wer diese Meister waren.« Ich antwortete: »Meister, Ihr habt in Srinagar Meditation gehalten, und dort habt Ihr über die 14 Meister gesprochen.« — »Sprich weiter«, sagte Meister, und ich fuhr fort: »Nachdem ich damals in der Nacht das Buch gelesen hatte, wurde ich sehr traurig. Ich saß nicht in Meditation, doch Ihr habt mich über das Körperbewußtsein erhoben. Der Ton wurde sehr stark, und bald darauf sah ich eine leuchtende, strahlende Liste, die aussah wie Gold und die Namen aller 14 Meister enthielt.« Und ich bat Meister zu bestätigen, ob das eine positive Erfahrung gewesen sei.
Meister fragte: »Wie hat die Liste ausgesehen?« Ich antwortete: »Sie leuchtete wie Gold, und als ich hinschaute, konnte ich meinen Blick nicht darauf gerichtet halten. Dann aber wurde der Tonstrom sehr stark, und ich war fähig, sie zu lesen.«
Meister bestätigte: »Deine Erfahrung war positiv, sprich weiter.«
Ich sagte: »Meister, ich sah, daß Kabirs Name nicht dort stand. Ich wußte nicht, warum ich an Kabir dachte.«
Meister hob Seine Hand, und Er sprach:
»Was kann man über Ihn (Kabir) sagen — Er war der Schöpfer.
Er kam in allen vier Zeitaltern:
Im Goldenen Zeitalter war Er Satsukrat.
Im Silbernen Zeitalter war Er Munindar.
Im Kupfernen Zeitalter war Er Karuname.
Im Eisernen Zeitalter war Er Kabir.
Er kam nicht durch den Mutterschoß zur Welt.«
Ich sagte:
»Von Guru Nanak bis Guru Gobind Singh sind es zehn Meister.
Nachdem Guru Gobind Singh den Punjab verlassen hatte,
initiierte er Ratnagar Rao, der wiederum Tulsi Sahib initiierte.
Der elfte Meister war also Tulsi Sahib,
der zwölfte war Swami Shiv Dayal Singh Ji,
der dreizehnte war Baba Jaimal Singh Ji,
der vierzehnte Baba Sawan Singh Ji,
aber Euren Namen konnte ich nicht auf der Liste finden.
Ich weinte bitterlich, doch dann sah ich Euren Namen (Kirpal)
gemeinsam mit dem Kabirs an der Spitze der Liste,
und es sah aus, als wären Guru Nanak und Kabir eins.«
Meister sagte, zu allen gewandt, darauf:
»Gebt acht, das Goldene Zeitalter kommt.
Jeder muß jetzt zurückgehen. Keiner wird geschont werden.
Die der Anweisung des Meisters nicht gehorchen,
werden einen sehr langen Weg gehen müssen,
um ihre Reise zu beenden.«
Das war Meisters schwerwiegendste Aussage während der 26 Jahre Seines Wirkens.
( Anmerkung: Meister hat in diesem Buch weiter geschrieben, daß später viele duftende Heilige folgen werden. )
4. April 1974
Um sieben Uhr früh sandte mir Meister eine Nachricht durch Hyat, Meisters Koch. Er sagte: »Meister denkt an dich.« Ich ging zu Meister, und Meister fragte mich: »Wie sieht dein Programm aus?« Ich sagte: »Meister, der Sangat von Amritsar ist mit einem gemieteten Bus gekommen, und wir müssen alle wieder nach Amritsar zurückfahren.« Meister antwortete: »Aber du kannst heute nicht fahren! Ich habe etwas sehr Wichtiges mit dir zu besprechen.«
Niemals zuvor hatte Meister Worte von solcher Dringlichkeit zu mir gesprochen. Ich spürte dabei eine so besondere Schwingung, daß ich auf der Stelle zusagte. Von 7 Uhr früh bis 5 Uhr nachmittags blieb ich bei Meister, und Er versorgte mich den ganzen Tag über sogar mit Essen.
Den ganzen Tag war ich so mit Meister zusammen und fühlte mich wie ein unwissender Analphabet neben dem Rektor einer Universität. Meister sagte mir vieles, das den Satsang, die Mission und den Satsang im Westen betraf. Als ich all das hörte, fühlte ich mich immer kleiner.
Danach gab Meister mir ein Schriftstück mit den Initiationsanweisungen auf englisch und sagte: »Das wirst du brauchen.« Ich entgegnete: »Meister, warum brauche ich das, es ist doch Eure Arbeit!«, und ich begann zu weinen. Meister fragte: »Hast du irgendeinen Wunsch oder möchtest du etwas sagen?« Ich sagte: »Ja, Meister, seit der Initiation trage ich einen Wunsch in mir, einen Teil dieses Wunsches habt Ihr schon erfüllt.« — »Was war dieser Teil?« fragte Meister.
(Dr Harbhajan Singh antwortete…)
»Vor einigen Jahren in Rajpur habe ich Euch gebeten: “Ich mag meditieren oder nicht, aber meine Frau muß meditieren.” Und Ihr, Eure Heiligkeit, habt geantwortet: “Das war auch mein Wunsch, der nie erfüllt wurde. Ich habe zu meinem Hazur gesagt, daß Er mich in der Mission einsetzen kann, daß aber meine Frau nicht mit mir zusammenarbeitet. Du bist der erste, der diese Bitte an mich hat und sie wird erfüllt werden.” In Srinagar, nach der Meditation in Dehalgan im Jahr 1973, habt Ihr meine Frau nach ihrer (inneren) Erfahrung gefragt. Sie gab zur Antwort, daß sie 13 Stunden pro Tag meditierte, und sie war sehr glücklich. Aber Eure Heiligkeit sagte, daß Ihr damit nicht zufrieden wäret. So stimmte sie glücklich zu, mehr zu meditieren, denn es war nicht schwer für sie, noch mehr Zeit einzusetzen. Während Eurer Krankheit war sie sogar fähig, 22 Stunden pro Tag für die Meditation einzusetzen. Jetzt setzt sie immer mehr Zeit ein, und der Innere Meister sagt vieles, das, würde es ausgesprochen, für einen Schüler, der für Meister und die Lehre nicht empfänglich ist, nicht von Hilfe wäre. Ihr habt ihre Erfahrungen bestätigt und Ihr widmet uns immer viel Zeit, wenn wir bei Euch sind, während die anderen schlafen.
Und nun ließt Ihr uns mit all Eurer Gnade erkennen, daß nur sehr wenige Menschen uns glauben würden, die anderen würden sich nicht dem Inneren Meister hingeben.
Ihr habt uns die schreckliche Zeit zwischen dem Eisernen und dem Goldenen Zeitalter gezeigt, in der viele Brüder und Schwestern beginnen werden, von anderen abhängig zu sein und nicht dem Inneren Meister folgen werden. So möchte ich Eurer Heiligkeit zweierlei darlegen: Entweder Ihr erweckt alle Brüder und Schwestern und zeigt ihnen, was in Zukunft geschehen wird, Oder Ihr helft uns, bis zum Schluß mit Euch zusammenzuarbeiten, bis Ihr uns allen sagt, daß wir mit Euch (nach Hause) zurückgehen sollen.«
Meister stimmte dem letzten freudig zu und sagte:
Der Meister ist nicht der physische Körper.
Er wird euch beide führen, und ihr führt dann alle.
Meister schrieb mir einmal einen Brief:
Du bist mit rechtem Verstehen gesegnet, sogar mit dem
seltenen rechten Verstehen mit seiner ganz besonderen Bedeutung,
das wird dir und all deinen Brüdern und Schwestern helfen.

Deutsche Übersetzung:
RUHANI SATSANG
SAWAN ASHRAM
DELHI
27. Mai 1968
Lieber Dr. Harbhajan Singh Ji,
ich habe Deinen lieben Brief, der ohne Datum war, erhalten und seinen Inhalt zur Kenntnis genommen.
Ich freue mich zu hören, daß beim örtlichen Satsang alles gut geht und die Teilnehmerzahl durch die Gnade des Satgurus ständig wächst. Ich weiß Deinen liebevollen, selbstlosen Einsatz dafür zu schätzen. Deine heiligen Bemühungen, der heiligen Sache des Meisters zu dienen, sind gleichermaßen beachtenswert. Die Ernte ist reif, und bereitwillige Arbeiter werden dringend gebraucht. Du solltest versuchen, Dich spirituell zu entwickeln, dann hast Du bessere Möglichkeiten, Deinen Brüdern und Schwestern zu helfen, damit sie unter der schützenden Führung des Satgurus spirituell Nutzen ziehen. Der selbstlose Dienst ist ein Lohn in sich selbst.
Du brauchst Dich wegen Deiner persönlichen Schwächen nicht zu sorgen, sie können mit Hilfe der Selbstprüfung nach und nach beseitigt werden. Es macht nichts, wenn es Dir nicht gelungen ist, Dein Selbstprüfungstagebuch beizubehalten. Da Du mit dem rechten Verstehen mit seiner besonderen Bedeutung für die spirituelle Entwicklung gesegnet bist, kannst Du es von neuem versuchen. Mache einfach einen Anfang und bleibe fest dabei, und es wird Dir gelingen. Ein gut geregeltes und spirituell diszipliniertes Leben ist ein wertvolles Gut. Meine Liebe und mein Segen sind mit Dir.
Du bist zum monatlichen Satsang am 2. Juni willkommen, ich werde dann im Ashram sein.
Alles Weitere, wenn wir uns sehen.
Mit aller Liebe und den besten Wünschen,
Herzlich Dein

(KIRPAL SINGH)
Ich sagte: »Meister, das machen wir bereits, und wir sprechen mehr über Meisters Kompetenz als über andere Dinge.« Ich sagte auch, daß in dieser Zeit zwischen dem Eisernen und dem Goldenen Zeitalter kein Meister nötig sei und daß die Kraft, die von Agam (der siebten Ebene) kommt, einen Test abhalten muß, um das neue Zeitalter in die Welt zu bringen, und daß Sie sowohl innen als auch außen wirkt. »Und ohne Eure direkte Erlaubnis können wir nicht darüber sprechen«, fuhr ich fort, »so wie damals, am 1. Juni 1973 in Srinagar, als ich vieles über Eure Kompetenz sagen wollte. Es hätte sich bis heute über die ganze Welt verbreiten können, aber damals habt Ihr es mir nicht erlaubt.« Weinend sagte ich: »Wie können wir es übers Herz bringen, uns von Euch zu trennen — könnt Ihr uns sagen, wie das gehen soll?« Meisters Augen füllten sich mit Tränen, und Er sagte: »Du bist ein gekaufter Sklave, du hast zu gehorchen. Sei still, wenn die Hitze aus dem Brennofen entweicht, kann man die Ziegel nicht zum Bauen verwenden.«
Wir beide (meine Frau und ich) fuhren zusammen mit Ranjit Singh aus Amritsar und einem von Meisters Schülern nach Amritsar zurück. Mein Herz und mein Kopf waren furchtbar schwer.
Obwohl ich in Amritsar mit meiner Praxis und der Satsangarbeit sehr viel zu tun hatte, begannen meine Frau und ich, Meister jede Woche zu besuchen.

