Kapitel aus dem Buch “Für Immer mit Meister, vol. 1” von Dr Harbhajan Singh
Juli 1974 — Mit Meister in der Rajpur Road
Entsprechend einer Anweisung von Baba Jaimal Singh im Innern fuhr ich am 6. Juli 1974 nach Dehra Dun, um am Morgen nach Meister zu sehen. Ich bat Meister: “Meister, Ihr sollt keine allopathische Medizin nehmen, denn Ihr leidet nicht an einer Bronchialallergie. Wenn Ihr diese Art von Medizin nehmt, werden die Lungen das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen und Euer Körper wird sehr heiß werden.” Meister antwortete: “Da du meine Medizin abgesetzt hast, werde ich in dein Haus kommen.” Diese Worte wiederholte Er dreimal. Da ich ihre Bedeutung nicht verstehen konnte, schwieg ich. Dann sagte ich: “Meister, Ihr solltet Euch mehr auf homöopathische und ayurvedische Medizin verlassen, nehmt diese Art von Medizin.” Meister rief nach Tai Ji und sagte:
“Du sorgst dich immer um meine Gesundheit,
ich garantiere dir, daß ich in
eineinhalb Monaten gesund sein werde.”
(Anmerkung: Vom 6. Juli bis zum 21. August sind es eineinhalb Monate.)
Danach verabschiedete ich mich, um nach Amritsar zurückzufahren, und neigte mich zu Meisters heiligen Füßen nieder. Er zog Seine Füße sofort zurück und legte gleich Seine Hand in die Nähe meines Herzens. Ich drückte Seine Hand an mein Herz und begann bitterlich zu weinen. Sofort erreichte eine Stimme mein Ohr, die mir sagte: “Die Zeit, sich zu Meisters Füßen zu neigen ist jetzt vorbei. Jetzt brauchst du Seine Hand (Hilfe).” Ich begann noch bitterlicher zu weinen, ich konnte mich nicht mehr unter Kontrolle bringen, noch konnte ich einen Gedanken fassen. Meister sagte, ich solle den Kopf heben und in Seine Augen schauen, und ich tat es. Ich sah in Seiner Hand einen frischen Jasminzweig mit zwei Blättern und zwei Blüten. Er gab ihn mir und sagte: “Das ist für euch beide. Das ist der immerwährende Parshad, den Meister nur einmal in Seinem Leben gibt.”
Juli 1974 — Geburtstag von Hazur Baba Sawan Singh Ji
Vom 26. bis 28. Juli 1974 veranstaltete Sant Kirpal Singh Ji das Rastrya Sant Samagam (eine nationale Versammlung der Heiligen). Swami Sarvagya Muni, Swami Govinda Parkash, Swami Ved Vyasa Nand Ji und Lama Kushak Bakula und einige Minister nahmen auch an der Versammlung teil. Da im Ashram nicht genug Platz war, wurde der Satsang außerhalb an einem anderen Ort gehalten. Es war sehr heiß, und Meister war nicht bei guter Gesundheit. Noch bevor der Satsang zu Ende war, kamen bereits viele Menschen in den Ashram und setzten sich, um beim Essen als erste an der Reihe zu sein. Im Ashram drängte sich die Menschenmenge bis zum Außentor, und Meister konnte nicht in den Ashram hinein. Fast 15 Minuten mußte Er in Seinem Wagen in der sengenden Hitze vor dem Ashram warten. Dann ging Meister zu Fuß.
Kaum hatte Er den Ruheraum betreten, wies Er mich an, ihn von innen zu verriegeln. Ich schloß die Tür. Meister setzte sich, hielt mit beiden Händen Seinen Kopf, seufzte und sprach: “Es wäre besser gewesen, wenn ich heute gegangen wäre.” (Es war der Geburtstag Seines Meisters.) Ich fragte: “Meister, warum sagt Ihr das? Solche Dinge haben keinen Platz in unserem Herzen!” Meister antwortete:
“Entweder das Management-Komitee bleibt oder ich.(1)”
Ich sagte: “Meister, Ihr seid sehr müde, laßt uns nach oben gehen und ich gebe Euch eine Massage.” Meister ging ganz langsam nach oben in Sein Zimmer. Dort begann ich Ihn zu massieren. Meister hielt meine Hand und sagte: “Doktor, fühle den Puls, wie lange wird es sich mit diesem Patienten noch hinziehen?” Wieder fragte ich Meister: “Meister, warum sagt Ihr immer wieder so etwas?” Meister sagte langsam: “Ich habe es ausgesprochen.” Dann sagte Er gleich ganz liebevoll: “Der Meister verläßt Seine Kinder nicht. Sei sicher, diese Kraft wird dich nie verlassen.”
Dann fragte mich Meister nach meinem Programm. Ich sagte, daß wir von Seiner Farm in Nawanshar gekommen waren, zusammen mit 30 Schülern aus Amritsar und Nawanshar, und daß sie alle wieder zurückfahren wollten, um dort zu arbeiten.
Meister sagte: “Heute werde ich niemandem Parshad geben außer denen, die mit dir von der Farm gekommen sind.” Darshan Singh, der älteste von Meisters Söhnen, brachte den Parshad. Meister ließ ihn den Parshad hinstellen und wieder gehen. Diesmal richtete Meister Seine Aufmerksamkeit länger als eine Minute auf die Süßigkeiten im Korb und sagte, daß niemand sonst Parshad nehmen solle als die, die wieder zur Arbeit zurückfuhren.
Gewöhnlich holte ich mir immer den Parshad am Schluß. Meine Frau und ich erhielten so den Parshad, wenn alle anderen ihn schon hatten. Während Meister uns Parshad gab, schaute Er uns ständig in die Augen und gab uns viele Hände voll Parshad. Wir verabschiedeten uns, aber Meister sagte:
“Doktor, ich habe eine besondere Aufgabe für dich,
du mußt deshalb vor dem 20. August hier sein.”
Meister war nicht bei guter Gesundheit, und was Er sagte, ließ mein Herz vor Angst und Furcht erbeben. Ich bat, bis zu diesem Zeitpunkt bleiben zu dürfen, aber Meister ließ sich auf meinen Vorschlag nicht ein. Während wir die Treppe hinuntergingen, schaute ich zurück und sah, daß Meister uns nachschaute. Seine Augen waren voller Tränen. Das war das erste Mal, daß wir uns zutiefst beunruhigt fühlten, und der Gedanke an Trennung erschreckte uns. Ich dachte und dachte unaufhörlich, verstrickte mich in meine Gedanken und konnte zu keinem Schluß kommen, was all die Hinweise bedeuten sollten, die Meister während unseres Aufenthalts in Delhi gegeben hatte.
Am 17. August kam Bibi Lajo, eine ergebene Schülerin von Baba Sawan Singh, nach Amritsar und brachte uns eine Nachricht von Meister und eine von Tai Ji.
(Anmerkung: Bibi Lajo hatte Meister nach einer Medizin für die Frau eines Verwandten gefragt, da diese Frau keine Kinder bekommen konnte.)
Meister hatte ihr gesagt, sie solle dort zu dem Arzt (Doktor Harbhajan Singh) gehen, er würde ihr eine Medizin nennen, und Tai Ji hatte ihr gesagt: “Meister wird immer schwächer, bitte Harbhajan Singh, er soll bald kommen.”
Am 18. August 1974 mußte ich um Mitternacht in mein Krankenhaus, um dem Arzt dort zu assistieren. Als ich wieder zurückkam und mich gerade auf mein Bett setzte, um wieder schlafen zu gehen, fühlte ich, wie mich jemand fest bei den Schultern packte. Ich wollte mich lösen, da sah ich Meister neben meinem Bett stehen. Meister sagte: “Es ist viel Zeit vergangen, seit wir uns gesehen haben. Schau dir mein Gesicht an, (es war blaß und gelblich) und komme schnell!”
Da ich ganz wirr war vor Gedanken und keinen Ausweg fand, stürzte ich zum Meisterraum um zu meditieren. Bevor ich den Meisterraum betrat, fiel ein Stück Holz um, das in der Nähe der Tür stand, und verletzte meinen Fuß. Der Fuß blutete, und ich ging hinein. An diesem Tag erschien Meister sofort in meiner Meditation und sagte: “Jetzt habe ich dir eine Wunde gegeben. Du kannst dann vergleichen, ob der Schmerz dieser Wunde stärker ist oder der Schmerz des Herzens.”
Ich war in einem Zustand wie ein kleines Kind, das verlorenging und weinend herumläuft, aber die Mutter nicht finden kann.
Der früheste Zug, der mich am 19. August 1974 zu meinem leidenden geliebten Meister bringen konnte, war der Zug um 12.30 Uhr, denn ich war völlig außer Fassung und nicht imstande, selbst mit dem Wagen zu fahren.
Meister weigert sich, Medizin zu nehmen
Meisters Gesundheitszustand war höchst beunruhigend. Alle baten Ihn, Medizin zu nehmen, aber Meister nahm sie nicht. Er sagte zu ihnen: “Dr Harbhajan Singh hat mich angewiesen, keine allopathische Medizin zu nehmen. Er wird heute kommen, und sie müssen solange warten.” Doch die, die immer um Meister waren, bedrängten Ihn; sie brachten einen Spezialisten, der Ihm vier verschiedene Tabletten gab, die Meister alle auf einmal einnehmen sollte.
(Anmerkung: Es war genau diese Art Medikamente, von denen Baba Jaimal Singh gesagt hatte, daß Er sie nicht nehmen sollte.)
Meister weigerte sich, die Tabletten zu nehmen, aber alle sagten zu Meister: “Dieser Doktor Harbhajan Singh ist nur ein einfacher Arzt, und meistens verwendet er Naturheilmittel. Wie sollte er mehr wissen?” Aber Meister sagte: “Nein, er ist Gottes Arzt.” Liebevoll bedrängten alle Beteiligten Meister so sehr, daß Meister alle vier Tabletten nahm.
Meisters Körper wird glühend heiß
Fünfzehn Minuten, nachdem Er die Medikamente genommen hatte, begann Meister am ganzen Körper zu glühen. Aber trotzdem wandte Er sich an niemanden um Hilfe.
Als ich im Ashram ankam und nach Meister schaute, erfuhr ich, daß man Ihm diese allopathischen Tabletten gegeben hatte.
19. August 1974
Die ganze Nacht über blieb ich an Meisters Seite. Aber Meister hielt Seine Augen geschlossen. Obwohl die Ärzte Glukose verabreichten, glühte Meisters ganzer Körper wie Feuer.
20. August 1974
Meister wurde immer wieder gebeten, doch in das Krankenhaus zu gehen, aber jedesmal sagte Meister, “Ich habe kein Problem. Falls jemand von euch irgendein Problem hat, sagt es mir, dann gibt es ein Heilmittel dafür.”
20. August 1974, nach 15 Uhr
Man holte einen Arzt vom Willington Krankenhaus, der die Einweisung anordnete. Meister sagte: “Da ihr den Arzt geholt habt, muß ich jetzt gehen.”
(Anmerkung: Die Meister widersetzen sich niemals den geltenden Regeln.)
20. August 1974, 15.30 Uhr
Mit Hilfe eines Sessels brachte man Meister zu Seinem Wagen hinunter, wo Er dann auf dem Vordersitz Platz nahm.
Meister bat alle, die sich bereits im Ashram versammelt hatten, den Ashram zu verlassen und nach Hause zu gehen. Dann sagte Meister: “Ich gehe ins Krankenhaus. Außer denen, die bei mir im Wagen sind, soll niemand ins Krankenhaus kommen.”
(Anmerkung: Die Personen im Wagen waren Tai Ji, Meisters Fahrer und ich.)
Meister im Willington Krankenhaus
Es war sehr heiß, aber plötzlich begann es zu regnen, und innerhalb einer halben Stunde wurde die Atmosphäre besser. Wir nahmen das als gutes Zeichen. Sofort leitete der Arzt die Behandlung mit einer Glukose-Infusion ein. Ich saß neben dem Bett, aber Meister hielt Seine Augen geschlossen und schaute niemanden an. Das Eintreffen der Medizin, die der Arzt verschrieben hatte, verzögerte sich, und so fragte ich den Arzt, ob man mir erlaube, sie selbst zu holen. Sofort öffnete Meister Seine Augen und bedeutete mir mit den Augen, nicht zu gehen. Ich fühlte mich sehr glücklich, weil ich dachte, Meister ginge es jetzt viel besser.
Wieder schloß Meister Seine Augen. Manchmal versuchte Meister etwas benommen, die Infusionsnadel herauszuziehen. Jedesmal sagte ich: “Meister, sie ist dazu da, Glukose zuzuführen.” Und Meister sagte jedesmal: “Gut, keine Angst.”
Während ich dasaß, betete ich ständig zu Meister, doch ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Meisters Zustand besserte sich ein wenig, und manchmal erschien es mir, als würde Meister sich ausruhen (?? CHECK >>> schlafen ?? <<< ). So ging es die ganze Nacht über.
21. August 1974
Am Morgen öffnete Meister Seine Augen. Sofort bot ich Ihm Wasser an. Meister aber sagte: “Jetzt ist Zeit für Tee.” Zu diesem Zeitpunkt waren außer mir noch Tai Ji, Harcharan Singh, Puspa, Balwant Singh und Meisters Fahrer anwesend. Wir waren alle sehr froh, da wir dachten, Meister ginge es jetzt gut. Wir brachten Tee für Meister, aber Meister wollte ihn nicht trinken und sagte: “Eßt ihr zuerst, dann werde ich Tee trinken.” Wir folgten alle glücklich Seiner Anordnung und aßen. Als wir gegessen hatten, wurde der Tee für Meister gebracht, aber wieder weigerte Er sich, ihn zu trinken. Wir waren sofort beunruhigt, und Meister schloß Seine Augen. Niemand von uns wagte es, Ihn noch einmal aufzufordern, den Tee zu trinken. Die Ärzte sagten, daß es nicht notwendig sei, Tee zu trinken, da Meister alles Notwendige durch die Infusion erhielte.
Nur eine Besucherin wird vorgelassen
Am 21. August 1974, etwa um 11 Uhr vormittags, besuchte die Abgeordnete Frau Chander Sheikhar Meister im Krankenhaus. Als Meister sie bemerkte, öffnete Er sofort Seine Augen und setzte sich im Bett auf, obwohl die Infusion immer noch nicht abgehängt war. Meister begrüßte sie liebevoll, und nach zwei Minuten ging sie wieder. Außer ihr war es keinem Initiierten noch irgendeinem Familienmitglied, noch anderen Personen erlaubt, Meister zu sehen. Alle gehorchten Meisters Anweisung. Nach 14 Uhr sagten die Ärzte, Meisters Gesundheitszustand habe sich verschlechtert. Aber Seiner äußeren Erscheinung war davon nichts anzusehen.
Mein Gebet zu Meister
Ich war sehr beunruhigt und betete zu Meister: “In Zukunft werden wir alles so machen, wie Du es wünschst. Habe Mitleid mit uns, werde gesund.” Sofort sah ich, daß es ein wahres Gebet war. Meister öffnete die Augen und sagte: “Ja, in Ordnung.”
Bald darauf kam Tai Ji, und als sie Meister sah, weinte sie und fragte Meister: “Wer wird nach Euch für uns verantwortlich sein?” Meister zeigte mit dem Finger nach oben und sagte:
“Er hat bisher die Arbeit getan, und Er wird es auch in Zukunft tun.
Du brauchst dich nicht zu sorgen. Alles ist in Seiner Hand.”
Meine Hoffnungen waren am Boden zerstört, und ich begann wieder und wieder zu beten. Schließlich setzte ich mich an einer Ecke des Zimmers zur Meditation. Ich hörte Seine Stimme in meinem Ohr: “Mach dir keine Sorgen, Er wird dich nicht verlassen.” Ich stand auf und ging wieder zu Meisters Bett. Während ich dort stand, nahm ich auf einmal wahr, daß Meister mich anschaute, mit einem Auge, groß und rot wie die aufgehende Sonne, und innerhalb von Sekunden neigte ich mich vor Meister. Aber im selben Augenblick erkannte ich, daß darin die Hilfe für den gekauften Sklaven lag, denn ich hatte oft gedacht, wenn Meister uns verließe, würde ich meinen Halt in der Welt verlieren, denn niemals würden meine Augen den Blick eines anderen empfangen.
(Anmerkung: Wenn die Augen des Meisters und die Augen des Schülers sich begegnen, werden sie eins, und die Augen des Schülers werden von Meisters Blick erfüllt. Dabei nimmt der Schüler eine ganz besondere Schwingung auf.)
21. August 1974, nach 17 Uhr
Meisters Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr. Die Ärzte versammelten sich und begannen Medikamente zu geben, bis es 18.25 Uhr war. Ich spürte eine andere Schwingung, die mein schmerzendes Herz berührte; ich sah den ganzen Raum wie in goldenem Licht erstrahlen und fühlte, daß hohe Kräfte anwesend waren, die Meister willkommen hießen.
Um 18.35 Uhr schloß Meister Seine Augen, dann schloß Er Seinen Mund ganz fest, ich konnte es genau sehen, und im selben Augenblick verließ Meister den physischen Körper.
Fußnoten:
(1) Es gab insgesamt sieben Mitglieder im Management-Komitee des Ruhani Satsang, Sawan Ashram Delhi. Meister wußte, daß alle Darshan Singh unterstützen und ihn als Nachfolger einsetzen würden. Eine ähnliche Erfahrung hatte Er zu Lebzeiten Seines Meisters Baba Sawan Singh Ji Maharaj gemacht.
So benannte Er sechs weitere Personen für das Management und wies das Management an, die Namen bei der zuständigen Behörde eintragen zu lassen. Obwohl Meister oft daran erinnerte, legten sie die Liste nicht bei der Behörde vor. Deshalb verlor Meister Sein Vertrauen in das Management.
Meister war nie daran interessiert, Sein Werk an Seine Familie weiterzugeben. Auf Bandaufnahmen von Satsangs und in den Monatsheften (Sat Sandesh) gibt es Meisters Aussage: “Kein Mitglied meiner Familie wird mein Nachfolger werden.”