Nach dem 21. August 1974

Kapitel aus dem Buch “Für Immer mit Meister, vol. 1” von Dr Harbhajan Singh

Meisters Körper im Ashram

Gleich danach wurde Meisters Körper in den Ashram gebracht und auf einen Holztisch in der Veranda gelegt. Viele, besonders die, die immer um Ihn gewesen waren, fragten mich einer nach dem anderen, was Meister über Seine weitere Mission gesagt hätte. Als ich das hörte, war ich sehr überrascht und dachte: »Wie können sie mir in diesem Augenblick solche Fragen stellen?« Ich glaubte nicht, daß Meister uns verlassen hatte. Ich dachte: »Es ist unser Test. Meister wird in den Körper zurückkommen. Warum haben sie Meister nicht in Sein Zimmer gebracht?« Das waren die Gedanken, die mich bewegten. Langsam wurde ich wie versteinert, und ich sah, daß die Meisterkraft mir half, bei Sinnen zu bleiben.

Auf einmal wurde mir klar: »Wenn Meister nicht zurückkommt, wie kann ich der Welt noch mein Gesicht zeigen?« Aber diese Leute fragten mich immer weiter, ich jedoch fühlte, wie sich das Leben aus mir zurückzog, und ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Sofort setzte ich mich und verbarg mich unter dem Tisch, auf dem Meisters Körper lag.

Die Verbrennung im Garten in der Pambari-Road am 22. August 1974

Tausende von Menschen aus allen Zentren in Indien versammelten sich. Es wurden Vorbereitungen getroffen, Meisters Körper auf dem Grundstück einzuäschern, das Meister an der Pambari-Road bereits erworben hatte. Das wurde Meisters Wunsch entsprechend so entschieden.

(Anmerkung: Dieses Land war gekauft worden, um dort Satsang zu halten, und der zuständige Wächter war mit einem Mann in einen Streit verwickelt. Meister schickte eines der Mitglieder des Management-Komitees, um die Angelegenheit zu klären. Doch besorgt um sein eigenes Ansehen, entschied er nichts, sondern sagte: »Es ist besser, du gehst zu Meister.« So trug der Wächter die Beschwerde Meister vor. Meister sagte: »Diesem Herrn bedeutet sein eigenes Ansehen und seine eigene Ehre mehr als sein Meister.« Meister tröstete den Wächter und sagte: »Gut, ich werde zu dir kommen und für immer bei dir bleiben.«)

Es war später Abend, als Meisters Körper in den Flammen brannte. Vom Tonband war Meisters Stimme zu hören. Müde und niedergeschlagen schlief der Sangat rund um den Verbrennungsplatz an der Pambari-Road.

In dieser Nacht erschien Meister drei, vier Brüdern und Schwestern, faßte sie am Arm und sagte:

»Ich bin nicht tot, ihr seid tot.«

Die Zeremonie am vierten Tag

Der Tradition entsprechend werden am vierten Tag die sterblichen Überreste aufgenommen. Das Datum für die Bhog-Zeremonie wurde in einer großen Versammlung bekanntgegeben.

(Anmerkung: Die Bhog-Zeremonie ist die Abschlußfeierlichkeit, bei der Gebete gesprochen werden.)

26. August 1974
Darshan Singh wird zum Nachfolger erklärt

Während der Sangat nach Hause zurückfuhr, entschied das Management-Komitee über die weiteren Schritte. Das Management-Komitee nahm alle Verantwortung auf seine eigenen Schultern und traf sofort übereilte Beschlüsse, wobei man sich nicht darum kümmerte, welche Folgen das für Meisters heilige Mission hatte. Das Management-Komitee entschied, Darshan Singh als spirituellen Nachfolger einzusetzen und Tai Ji als Vorsitzende der Gesellschaft. Am 26. August 1974 erschien in der Zeitung die Nachricht:

»Sant Darshan Singh ist als spiritueller Nachfolger von Sant Kirpal Singh Ji Mahapaj eingesetzt worden. Sant Kirpal Singh hatte ein Testament zugunsten Seines Sohnes verfaßt.«

Verärgerung und Unruhe im Sangat

Als diese Nachricht bekannt wurde, reagierte der Großteil des Sangats verärgert und alle versammelten sich im Zentrum. Im Sawan Ashram in Delhi protestierte der Sangat laut rufend gegen den offensichtlichen Trick des Managements.

Treffen mit verschiedenen Repräsentanten

Ich selbst, Ranbir Singh, Chet Singh von Chandigarh und die meisten Mitglieder des Managements vom Sawan Ashram in Delhi kamen zu einem Meeting zusammen, das im Haus von Gyani Bhagwan Singh stattfand.

Man ersuchte Darshan Singh, zu dem Meeting zu kommen. Wir forderten Darshan Singh auf, ehrlich zu sagen, ob Meister ihn wirklich zum spirituellen Nachfolger ernannt hätte. Er verneinte rundweg und sagte dazu, daß Meister ihm die Kraft nicht übertragen hätte, daß aber seine Verwandten, Familienmitglieder und Freunde ihn drängten, als Meister zu arbeiten, was er jedoch niemals tun würde.

Von allen dort Anwesenden wurde bestätigt, daß zwar weltlicher Besitz durch ein Testament übertragen werden kann, daß aber die Spiritualität immer durch die Augen übertragen wird. Das war auch der Anlaß, als Meister damals Beas verließ. Meister hat in vielen Büchern ganz klar zu diesem Punkt Stellung genommen.

19. August 1974 — eine fadenscheinige Geschichte

Entsprechend Meisters Anweisung vom 27. Juli war ich am 19. August 1974 bei Meister. Diese Anweisung war den meisten Schülern aus Amritsar bekannt. Ich erreichte Delhi am Abend und blieb die ganze Nacht über an Meisters Bett. Darhan Singh selbst war krank, und während der ganzen Nacht ließ Meister ihn weder zu sich kommen, noch kam er von sich aus.

Noch etwas beweist ganz offensichtlich die Falschheit der Behauptungen: Meister sagt, der Meister kann die Spiritualität unter Tausenden übertragen, und doch kann es niemand sehen. Als jedoch nach sechs Monaten Darshan Singh und seine Anhänger durch ihre Unwissenheit einen schweren Rückschlag erlitten hatten, dachten sie sich einen neuen Plan aus, um die unschuldigen Kinder mißzuleiten. Sie behaupteten, Meister habe am 19. August 1974 um Mitternacht Darshan Singh die Spiritualität durch die Augen übertragen und Dr. Metha habe diesen Vorgang selbst beobachtet. Sie dachten also, diese Art der Übertragung der Spiritualität brauche immer noch einen Zeugen.

(Anmerkung: Als Meister einmal mit alten Schülern von Baba Sawan Singh in Amritsar zusammen war, sagte Meister, wenn jemand Ihm sagen könne, wie die Spiritualität von einem Pol auf den anderen übertragen wird, würde Er für denjenigen beide Welten opfern.)

Die Zeremonie des Turbanbindens am 30. August 1974

In Indien ist es Tradition, daß der älteste Sohn, wenn der Vater stirbt, sich den Turban anstelle des Vaters bindet. Das bedeutet, daß der älteste Sohn jetzt die Verantwortung des Vaters übernommen hat.

Trotz der Entscheidung planten alle Verwandten, Freunde und Familienmitglieder, bei der Bhog-Zeremonie am 30. August 1974 im Sawan Ashram Darshan Singh den Turban zu binden (siehe oben).

Gemeinsame Sache mit den Beas-Leuten.

Für die Zeremonie des Turbanbindens machten sie hinter verschlossenen Türen gemeinsame Sache mit den Beas-Leuten. Dieser Plan kam ans Licht, und wieder reagierte der Sangat verärgert. Die sich bei der Zeremonie versammelt hatten, ließen es nicht zu und sagten, da Darshan Singh Meisters physischer Sohn sei, könne er die Zeremonie in seinem Haus durchführen.

Meisters Asche wird dem Fluß übergeben

Die Beas-Leute machten gemeinsame Sache mit Meisters Verwandten und Familienmitgliedern, und sie beschlossen einstimmig, Meisters Asche in die Dera nach Beas zu bringen.

Da Beas in der Nähe von Amritsar liegt, fuhren wir bis zur Brücke, die über den Fluß Beas führt. Inzwischen trafen viele Menschen mit dem Auto ein und brachten Meisters Asche von Delhi mit. Ich sprach mit Tai Ji, und sie teilte mir mit, daß es so beschlossen worden sei.

Ich fragte sie: »Tai Ji, ist das richtig so?«»Soviel ich weiß, ist es nicht in Ordnung«, sagte sie. Ich fragte nach dem Grund, und da ich diesen kannte, antwortete Tai Ji: »Wenn wir Meisters Asche nach Beas bringen, wird die gesamte Mission unseres Meisters zunichte gemacht. Sie (die Beas-Leute) würden sagen, ohne Beas hätte es für Sant Kirpal Singh keine Erlösung gegeben.«

(Anmerkung: Meister selbst sagte: »Seit die Nachtigall den Garten verließ, sorgt sie sich nicht, ob er blüht oder verdorrt.« Meister ließ ihnen alles zurück, doch Seinen Meister nahm Er mit sich.)

Und sie beschlossen, daß Meisters Asche nicht nach Beas in die Dera gebracht, sondern dem Fluß Beas übergeben werden sollte. Die Zeremonie wurde dort am Fluß abgehalten.

(Anmerkung: Ein Teil der Asche wurde später in verschiedene Länder geflogen zur feierlichen Übergabe an verschiedene Flüsse.)


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